Jeder krebskranke Patient wird sich im Laufe seines Leidens mit den Möglichkeiten und Grenzen einer integrativen, die klassische schulmedizinische Behandlung ergänzenden Therapie beschäftigen. Grobe Schätzungen besagen, dass weltweit bei 30–60 % aller Patienten diese Verfahren eingesetzt werden. Gut belegte Untersuchungen besagen, dass bei einer Brustkrebserkrankung etwa 90 % aller Patientinnen diese Verfahren nutzen.

Nach Gustav Dobos versteht sich die integrative Onkologie als Kombination aus der konventionell bewährten Medizin, einer wissenschaftlich geprüften Komplementärmedizin und der „mind body“-Medizin. Sie ist ein substanzieller Teil eines Gesamtkonzeptes der Krebsmedizin.

Folgerichtig muss sich jeder Gynäkologe, besonders natürlich der onkologisch tätige Fachkollege, mit den Möglichkeiten und Grenzen der integrativen Medizin beschäftigen. Hierzu gehören naturgemäß auch die sachgerechte Einschätzung der Evidenzlage der verschiedenen Therapieoptionen und die Abschätzung der Risiken.

Besonders dieser Risikoabschätzung kommt eine besondere Bedeutung zu, da viele der von Patienten gewählten Maßnahmen ohne ärztliche Begleitung und ohne Kenntnis der möglichen Wechselwirkungen mit klassischen laufenden Krebsbehandlungen eingesetzt werden.

Wir sind gefordert, diese Verfahren nicht als Alternative, sondern als unsere Therapien begleitende Maßnahmen zu verstehen.

Die vielfach dürftige Studienlage und die für Schulmediziner schwer nachvollziehbare „Sprache“ in Publikationen zur integrativen Medizin machen es uns schwer, ein wirklich profundes Urteil zu finden. Umso mehr sind wir dankbar, dass sich 6 Autoren bereitgefunden haben, sich dem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln anzunähern. Dieses kann nur gelingen, wenn die Autoren – wie in diesem Fall – bereit sind, den Versuch einer objektiven Beurteilung zu unternehmen.

Die Arbeiten richten sich dabei nicht nur an den onkologisch tätigen Gynäkologen, sondern auch an Studenten und Assistenten in unserem Fach, die aus der Lektüre für ihren Alltag als Arzt Nutzen ziehen können und ihren Patienten in der schwierigen Einordnung integrativer Maßnahmen als kompetenter Partner zur Seite stehen.

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Marion Kiechle

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Walter Jonat