Wir schreiben das Jahr 2007. Nokia ist der größte Mobilfunkkonzern der Welt und das finnische Betriebssystem Symbian hat einen Marktanteil von deutlich über 60 %. Das ist zwar keine Monopolstellung, aber man kann an dieser Stelle schon von einer marktdominierenden Dominanz sprechen. Die Handywelt war also fest in finnischer Hand und die Produkte von Nokia waren beliebt und so etwas wie „State of the Art“. Ab diesem Zeitpunkt war es dramatisch zu erleben, wie die Marktanteile dieses Herstellers sich quartalsweise immer weiter reduzierten – bis zum Nullpunkt. Die Erfolgsgeschichte von Smartphones, die vermutlich alle Leser dieses Heftes heute so natürlich begleiten wie die Zahnbürste auf Reisen, ist uns sicher allen bekannt. Ein Leben ohne die Innovation des Smartphones ist heute nur noch schwer vorstellbar und baut sich uns erst bei schmerzhaftem Verlust des entsprechenden Gerätes als Drohkulisse auf.

Dieses nichtmedizinische Phänomen macht uns bewusst, wie sehr Innovationen unser Leben und unseren Alltag beeinflussen können, bis hin zu Normalitäten und Selbstverständlichkeiten. Gleichzeitig macht es uns aber auch bewusst, wie hart in einer sich dynamisch entwickelnden Welt jene bestraft werden, die sich nicht aufmerksam, zeitnah und erfolgreich genug innovativen Veränderungen stellen. Gleichzeitig mag dieses Beispiel aber auch deutlich machen, dass Innovationen, die zu schnell und zu unkritisch vorangetrieben werden, buchstäblich in Flammen aufgehen können. Wie ein anderer Mobiltelefonhersteller vor nicht allzu langer Zeit schmerzlich erfahren musste.

Das Fachgebiet der operativen Gynäkologie ist gesegnet mit zahlreichen Innovationen der letzten Jahrzehnte. Unser Fachgebiet ist de facto die Wiege der minimalinvasiven Chirurgie, sowohl durch die vaginalen Zugangswege, die wohl früheste Form eines NOTES-Zuganges und durch die Pionierarbeit von Professor Semm in Kiel im Bereich der Endoskopie. Seither gibt es zahlreiche Entwicklungen in der operativen Gynäkologie zu berichten, die von uns gestaltet wurden und weiter gestaltet werden müssen. Es mag damit ein guter Zeitpunkt für eine kritische Reflexion zum aktuellen Stand und zur weiteren Entwicklung der operativen Gynäkologie mit Blick auf Innovationen sein.

Die Kollegen Alkatout und Maas werfen einen Blick auf die wohl neuste, faszinierendste, aber auch streitbarste Entwicklung in der operativen Gynäkologie, die roboterassistierte Chirurgie. Hier für unser Fach das richtige Maß an Expertise, aber auch kritischer Standortbestimmung zu finden, wird auch für die nächsten Jahre eine Herausforderung sein. Die Kollegen Pecks und Schem diskutieren die beiden historisch sequenziell entstandenen Zugangswege für minimalinvasive Chirurgie in der Urogynäkologie, das vaginale und laparoskopische Vorgehen, mit ihren Vor- und Nachteilen. Die Kollegen de Gregorio und Ebner werfen einen abwägenden Blick auf eine Operationsweise, die man schon fast im Antiquariat der Operationsatlanten glaubte und doch einen weiterhin aktuellen Stellenwert hat. Die Kollegen Liedtke und Widschwendter bewerten die Rolle des Lymphknotenstagings bei gynäkologischen Malignomen und ziehen ein aktuelles Fazit, wie viel Reduktion in der Invasivität wir uns derzeit schon trauen dürfen. Die Kollegen Winkler, Meinhold-Heerlein und Stickeler fassen die möglichen Zugangswege bei der Endoskopie zusammen, wo sich der Kreis wieder schließt in der Abwägung zwischen sinnvoller und hilfreicher Innovation und kostspieliger Spielerei.

Wir wünschen Ihnen viel Freude und Erkenntniszugewinne bei der Lektüre dieses Heftes und hoffentlich das Entdecken einer ähnlichen Faszination für die Innovationen in der gynäkologischen Chirurgie, wie wir sie häufig für die kleinen Begleiter in unserer Hosentasche empfinden. Die Innovationskraft unseres Faches weiter aufrechtzuerhalten, ist nicht nur unsere Pflicht bei der Optimierung der Krankenversorgung, sondern auch die beste Medizin für eine prosperierende Zukunft unseres Faches.

Mit herzlichen Grüßen aus Kiel und Ulm,

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N. Maass

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W. Janni