Am 5. Juli 2006 wird Herr Prof. Dr. Volker Friedberg, em. Direktor der Univ.-Frauenklinik Mainz, 85 Jahre alt. Freunde und Schüler gratulieren sehr herzlich und wünschen weiterhin Gesundheit und Lebensfreude.

Volker Friedberg gehört zu den Professoren der Nachkriegszeit, die unser Fach maßgeblich beeinflusst haben. Er war zusammen mit Käser, Ober, Thomsen und Zander der Herausgeber des dreibändigen Lehr- und Handbuches Gynäkologie und Geburtshilfe, Thieme-Verlag Stuttgart. Der Band I, Schwangerschaft und Geburt, 1. Aufl. 1967, wurde von Friedberg redigiert, die 2. erweiterte Auflage erschien zusammen mit O. Käser 1981.

Friedberg gründete zusammen mit Käser und Plotz die Zeitschrift „Der Gynäkologe“

Volker Friedberg gründete zusammen mit Käser und Plotz die Zeitschrift Der Gynäkologe, Springer-Medizin Verlag, Fortbildungsorgan der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Die Erstherausgeber haben die Zeitschrift über viele Jahre geprägt.

Die klinische Tätigkeit Friedbergs als Assistent und Oberarzt in Mainz, danach als Chefarzt der Städt. Frauenklinik Saarbrücken (1960–1966) und anschließend als Direktor der Univ.-Frauenklinik Mainz (1966–1988) ist geprägt durch klinische und wissenschaftliche Neugierde und Offenheit für jeweils aktuelle Fragen und Fortschritte unseres Faches der Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Hervorzuheben ist seine erfolgreiche wissenschaftliche Tätigkeit auf dem Gebiet der Geburtshilfe, insbesondere der Untersuchungen zum Schwangerschaftshochdruck, zur Eklampsie und Präeklampsie – in Zusammenarbeit mit internistischen Forschergruppen. Gemeinsame Tagungen mit Pädiatern in Bad Schachen auf Einladung von Friedberg und dem Pädiater Ewerbeck haben bereits in den 60er-Jahren zu einer engen Zusammenarbeit im Sinne der sich später entwickelnden Perinatologie geführt und das Gebiet der Neonatologie gefördert.

Er führte die Senologie in die Frauenheilkunde zurück

Schwerpunkt seiner klinischen Tätigkeit war die operative Gynäkologie mit kontinuierlicher Fortentwicklung der gynäkologischen Onkochirurgie. Während seiner Ausbildung bei Kräuter in Mainz (Arzt für Gynäkologie und Chirurgie) erlernte Friedberg die operative Therapie des Brustkrebses und war wohl der erste Hochschullehrer und Klinikdirektor in der BRD, der die klinische und operative Senologie in die Frauenheilkunde zurückgeführt hat.

Exenterationen bei ausgedehnten gynäkologischen Karzinomen wurden in Zusammenarbeit mit der Mainzer Urologischen Klinik durchgeführt, wobei die vom Krebs befallene Gebärmutter und – falls erforderlich – Harnblase und untere Darmabschnitte entfernt wurden. Auch das gesamte Spektrum der rekonstruktiven Chirurgie wurde in der Mainzer Frauenklinik beherrscht.

Sehr früh hat Friedberg nach einem Besuch bei dem Internisten Kalk in Kassel die Laparoskopie in die gynäkologische Diagnostik übernommen – auch wenn zu jener Zeit die technischen Voraussetzungen noch mangelhaft waren.

Es ist das Verdienst von Volker Friedberg, dass zahlreiche seiner Schüler Chefärzte und Leitende Ärzte an Univ.-Frauenkliniken geworden sind (Beck, Friese, Hepp, Höckel, Kreienberg, Knappstein, Melchert). Wir denken mit Dankbarkeit zurück an die Jahre gemeinsamer erfolgreicher Arbeit in einer offenen, inspirierenden Atmosphäre und danken für die in Vertrauen und gegenseitigem Respekt gewährte Unterstützung.

Zahlreiche ehrenvolle Aufgaben und Ehrungen wurden Volker Friedberg zuteil; er war Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (1972–1974). Er wurde deren Ehrenmitglied und erhielt die Karl-Kaufmann-Plakette – die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Gesellschaft. Zahlreiche Anfragen und Berufungen während der Zeit seiner Tätigkeit in Saarbrücken und Mainz haben ihn erreicht (Berlin, Marburg, Bonn, Heidelberg, Freiburg, Zürich).

Seine Familie und seine ehemaligen Schüler waren froh, dass Volker Friedberg nach Mainz zurückgekehrt und dort bis zu seiner Emeritierung geblieben ist.

Glück und Wohlergehen in der Heimat am Bodensee – ad multos annos!