Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen

Zusammenfassung

10–15% der Kinder einer kinder- und jugendgynäkologischen Sprechstunde werden unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs vorgestellt. Die sorgfältige Untersuchung und Dokumentation aller Auffälligkeiten ist wichtig. Der sichere Beweis gelingt nur selten (anogenitale Verletzungen mit eindeutiger Anamnese, Nachweis von Spermien- /Ejakulatflüssigkeit und Schwangerschaft). Die Untersuchung sollte so gestaltet werden, dass sie vom potenziellen Opfer nicht erneut als Traumatisierung empfunden wird.

Vom Normalbefund sind unspezifische (z. B. Vulvovaginitis), spezifische (z. B. sexuell übertragbare Erkrankungen) und beweisende Befunde zu trennen. Das Opfer muss von erfahrenen Ärzten, Psychologen und Sozialarbeitern betreut werden. Die wichtigsten präventiven Maßnahmen sind: Stärkung der Autonomie und des Selbstbewusstseins der Kinder, die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Aufklärungsarbeit in Schulen und anderen kinderbetreuenden Einrichtungen und das Erkennen von Risikokonstellationen.

Abstract

From 10–15% of children presenting at a pediatric gynecologist are referred for the determination of possible sexual abuse. In such cases, the careful examination and documentation of all suspicious findings is of extreme importance. Obvious evidence of sexual abuse, such as anogenital injuries without other explanations, the presence of semen or seminal plasma or a pregnancy, is rarely found. The gynecological examination needs to be performed without retraumatizing the potential victim.

The physician should be trained to differentiate between normal physiological, non-specific/specific findings and evidence of sexual abuse. An interdisciplinary assessment of the case should be performed.

The most important preventive measures are the strengthening of the child's autonomy, the careful identification of family related risk and the systematic cooperation with schools and social organizations.