Zusammenfassung
Insgesamt wird das deutsche Gesundheitswesen von zahlreichen Akteuren und Institutionen gestaltet. Mit den Landesärztekammern als Körperschaften des öffentlichen Rechts zur Selbstverwaltung und dem Heilberufsgesetz wird auf Landesebene die Berufsausübung, Standesvertretung und die Berufsgerichtsbarkeit geregelt. Dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) als oberstem Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen kommt eine zentrale Rolle zu. Die Freiberuflichkeit soll ein ungestörtes Arzt-Patienten-Verhältnis garantieren. Weder im Krankenhaus noch in der ambulanten Versorgung lässt sich medizinische Versorgung von wirtschaftlichen Zwängen trennen, doch die grundlegende Bindung medizinischer Versorgung an reine Leistungskataloge muss zu einer Fehlsteuerung führen. Ziel der derzeit auszugestaltenden Krankenhausreformvorschläge des Bundesgesundheitsministeriums ist es, unnötige Klinikschließungen zu vermeiden und flächendeckend eine qualitativ hochwertige Versorgung auch in ländlichen Regionen sicherzustellen. Das DRG-System („diagnosis-related groups“) hat im Zeitalter der strikten Sektorentrennung von ambulanter und stationärer Versorgung v. a. dazu geführt, dass Leistungen in den stationären Bereich gewandert sind. Aktuell gibt es neben der Krankenhausreform weitere tiefgreifende Eingriffe in die ärztliche Selbstverwaltung, die nicht nur den Arbeitsplatz – egal in welchem Sektor – betreffen, sondern auch Auswirkungen auf den Nachwuchs im Fach Urologie haben werden und die Attraktivität dieses Faches massiv einschränken können. Die volle Weiterbildung kann möglicherweise nach einer Reformierung der Versorgungsstruktur nicht mehr an allen Weiterbildungsstätten angeboten werden.
Abstract
Overall, the German healthcare system is shaped by numerous players and institutions. With the state medical associations as public corporations for self-governance and the Heilberufsgesetz (German Health Professions Act), professional practice, professional representation and professional jurisdiction are regulated at the state level. The Joint Federal Committee (“Gemeinsame Bundesausschuss”), the highest decision-making body of joint self-governance in the German health care system, plays a central role. Practicing a liberal profession is intended to guarantee an undisturbed physician–patient relationship. Neither in hospitals nor in outpatient care can medical care be separated from economic constraints, but the fundamental binding of medical care to pure service catalogs leads to mismanagement. The goal of the hospital reform proposals currently being developed by the German Federal Ministry of Health is to avoid unnecessary hospital closures and to ensure high-quality care throughout the country, even in rural regions. In the age of strict separation of outpatient and inpatient care, the diagnosis-related group (DRG) system has primarily led to services migrating to the inpatient sector. It may no longer be possible to offer all continuing education courses at all continuing education centers following a reform of the care structure.
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Goebell, P.J. Ein weiterer Eingriff in unsere Freiberuflichkeit – das Bundesgesundheitsministerium ignoriert weiter hartnäckig die Selbstverwaltung. Urologie 62, 784–789 (2023). https://doi.org/10.1007/s00120-023-02144-y
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