Liebe Urolog:innen, sehr geehrte Damen und Herren,

Entwicklungen wie die zunehmende Überalterung der Bevölkerung, eine zunehmende Therapieindividualisierung, die Feminisierung der Medizin und die fortschreitende Digitalisierung sind dabei, das heutige Gesundheitssystem und die medizinische Profession grundlegend zu verändern. Hinzu kommen globale Herausforderungen wie der Klimawandel und die Coronapandemie. Diese Veränderungen und Herausforderungen können wir nur gemeinsam bewältigen. Dabei stellen sich uns für die Zukunft verschiedene Fragen: Was haben wir aus der Coronapandemie gelernt? Was müssen wir verändern, um eine optimale Patientenversorgung zu garantieren? Welche Strukturveränderungen helfen uns, eine qualitativ hochwertige Versorgung auch in der Fläche zu anzubieten? Wie können wir Nachwuchs generieren und insbesondere den weiblichen Nachwuchs stärker unterstützen? Fragen, die in dieser Ausgabe und auf dem 74. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie thematisiert werden. Dabei ist es unsere Aufgabe, die Zukunft aktiv mit zu gestalten, statt unsere Zukunft durch andere gestalten zu lassen. Gemeinsam im Verbund mit den Kolleg:innen in den Krankenhäusern, den Praxen, im Belegarztwesen und unserem Nachwuchs müssen wir uns an den laufenden Prozessen beteiligen und uns für unser Fachgebiet, die Urologie, aktiv einsetzen. Das Motto dieser Ausgabe und des DGU-Kongresses 2022 – Gemeinsam Zukunft Gestalten – soll Motivation und Aufforderung dazu sein.

Insbesondere die Coronapandemie hat und wird einen erheblichen Einfluss auf die Medizin und Krankenversorgung der Zukunft haben. Ein Beispiel ist die weiter fortschreitende Digitalisierung in der Medizin. Sie bietet den Vorteil einer stärkeren – auch transsektoralen – Vernetzung und durch den damit möglichen Datenaustausch eine bessere Kommunikation und Patientenversorgung. In dieser Ausgabe zeigen Raisa Pompe et al. die Möglichkeiten einer transsektoralen Vernetzung an einem konkreten Beispiel einer überregional tätigen Praxis im Verbund mit kooperierenden Kliniken auf. Das Thema Klimawandel wird durch den Beitrag von Frank Dzukowski aufgegriffen. Nachhaltigkeit sollte auch am Arbeitsplatz umgesetzt werden. Welche strukturellen und anderen Maßnahmen sinnvoll sind, werden im Manuskript diskutiert. Auch wir Urolog:innen können einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten.

In der Urologie ist ein Leistungszuwachs von ca. 35 % in den nächsten 15 Jahren zu erwarten

Die Urologie ist ein Zukunftsfach. Durch die zunehmende Überalterung der Bevölkerung ist ein Leistungszuwachs von ca. 35 % in den nächsten 15 Jahren zu erwarten. Im gleiche Zeitraum werden 75 % der Urolog:innen in Rente gehen und der Nachwuchs ist zunehmend weiblich. Wie ist die aktuelle Situation von Frauen in der Urologie im Hinblick auf Habilitation und Führungspositionen und welche Maßnahmen sind geeignet, diesbezüglich den Anteil von Frauen zu erhöhen? Diese Fragen werden in dem Beitrag von Sarah Weinberger et al. thematisiert und diskutiert. Wie die Nachwuchsförderung generell verbessert werden kann, damit beschäftigen sich Carolin Siech et al. in ihrem Manuskript. Einen wesentlichen Einfluss auf die Ausbildung wird die neue Musterweiterbildungsordnung haben, welche es u. a. ermöglicht, einen Teil der erforderlichen Kompetenzen im ambulanten Bereich zu erwerben. Herbert Leyh und Maurice Stephan Michel zeigen hier die wichtigsten Inhalte und Entwicklungen auf und referieren über die Bedeutung für die Praxis und Klinik.

Im Sinne der Aussage von Immanuel Kant „Der Ziellose erleidet sein Schicksal, der Zielbewusste gestaltet es“ sollte es unser Ziel sein, die Urologie weiter zu entwickeln. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Patient:innen von den neuesten medizinischen Entwicklungen profitieren und optimal versorgt sind. Dieses Heft mit seinen Fortbildungsinhalten und der Kongress sollen ihren Beitrag zu der gemeinsamen Gestaltung der urologischen Zukunft leisten.

Prof. Dr. Margit Fisch

Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Dr. Victor Schüttfort

Kongress-Sekretär des 74. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie