Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

das Leitthema dieses Heftes lautet „Praxisrelevantes aus den urologischen Leitlinien“. Die Anzahl an Leitlinien, also evidenzbelegten Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie verschiedenster urologischer Erkrankungen, hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Nun ist es das eine, eine Leitlinie mit ihrer wissenschaftlichen Struktur zu lesen, oder die Empfehlungen praktisch auf eine klinische Situation anzuwenden. Dies ist Ziel der in diesem Heft behandelten Fälle. Es werden verschiedene Krankheitsbilder vorgestellt. Aus dem Bereich der Uroonkologie wird ein Fall zu einem Urothelkarzinom vorgestellt. Das Spektrum an Therapien hat nach Etablierung der neuen Immuntherapeutika deutlich zugenommen. Stets heißt es aber, die genaue Zulassung der Medikamente zu beachten. Verschiedenste Faktoren sind zu berücksichtigen wie der Performancestatus des Patienten, seine Komorbiditäten, aber beispielsweise auch der PD-L1-Status („programmed cell death ligand 1“). Sowohl Diagnose wie Behandlung der interstitiellen Zystitis stellen immer noch eine Herausforderung dar. Zum einen müssen zahlreiche Differentialdiagnosen abgegrenzt werden und die charakteristischen intravesikalen Erscheinungsformen im Rahmen der Diagnostik erkannt werden. Wie viele Behandlungsansätze bei dieser als schwer zu behandelnden Form der Zystitis dennoch zur Verfügung stehen, zeigt der Fallbericht anschaulich auf. Aus dem Bereich der Kinderurologie wird der Fall eines Kindes mit einer Hypospadie vorgestellt. Die ventrale Fehlmündung der Harnröhre kann in verschiedenen Ausprägungen vorkommen, ganz distal, also fast noch im Bereich der Glans penis – dann bedarf es gar nicht unbedingt der Korrektur – oder weiter proximal bis in den perinealen Bereich. Je nach Lokalisation ist zu entscheiden, welche der mannigfachen Operationsmethoden die sinnvollste ist. Zudem gibt es einige Grundregeln, die zu beachten sind. Hier hilft die Leitlinie. Schließlich wird ein Fall aus dem Bereich der Palliativversorgung vorgestellt. Hier geht es insbesondere darum, interdisziplinär zusammenzuarbeiten. Im Vordergrund steht, für den Patienten so viel Lebensqualität wie möglich zu erreichen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und wecken hoffentlich Ihr Interesse für die jeweilige Leitlinie.

Prof. Dr. med. Maurice Stephan Michel

Prof. Dr. med. Susanne Krege