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Computerwissenschaften in der Medizin mit Big-Data-Ansätzen, Methoden der künstlichen Intelligenz (KI), telemedizinischen Anwendungen und Gesundheits-Apps erfahren derzeit eine rasante Entwicklung. Auch in der Urologie schreitet die digitale Transformation schnell voran und wir sind mittendrin. Es liegt an uns, die Chance dieses Prozesses zu nutzen und ihn aktiv mit zu gestalten.

Große Erwartungen an eine Individualisierung der Präventions- und Versorgungskonzepte sind mit der Digitalisierung verbunden. Steigerung der Qualität und Effizienz der Leistungserbringer durch Entlastung im Bereich der administrativen Tätigkeiten sowie eine intelligente elektronische Datennutzung sollen die Medizin verbessern. In bestimmte Aspekte der Digitalisierung in der Urologie wollen wir im Rahmen dieses Themenhefts Einblicke bringen und Anwendungen aufzeigen, wovon unsere Fachgesellschaft nachhaltig profitieren kann.

Durch die Coronapandemie wurden in Kürze Maßnahmen realisiert, die bisher nur schleppend in der Umsetzung waren. Videosprechstunden, webbasierte Tumorkonferenzen, Online-Fortbildungen und sogar Fachkonferenzen wurden erfolgreich etabliert. Hierbei wurde mancherorts jedoch auch die jeweilig fehlende Infrastruktur bewusst. Auch die Anzahl der digitalen Gesundheitsanwendungen in Form von Apps nimmt weiter zu, ist allerdings in der Urologie noch weiter ausbaufähig. Die bisher vorliegenden Angebote bedürfen einer Evaluation und sollten gewisse Qualitätsstandards erfüllen, damit eine Überführung in die breite Anwendung schnell erfolgen kann.

Bereits vor vielen Jahren erhobene digitale oft umfangreiche Datensätze („Big Data“), die heute mit neuen informatischen Methoden maschinell analysiert werden könnten, bringen ein großes Potenzial mit sich. Entscheidend ist jedoch, ob und unter welchen Umständen die erfassten Daten für die Forschung und Gesundheitsökonomie genutzt werden können und dürfen. Oft decken die früheren Einwilligungserklärungen neue Zielsetzungen nicht ab. Hinzu kommen die unterschiedlichen Regelungen auf Länderebene. Eine Vereinheitlichung der Bearbeitung und Weitergabe der Daten zwischen den Bundesländern sollte unbedingt angestrebt werden. Ein großes Problem der vorhandenen medizinischen Datenarchive stellt deren Heterogenität dar. Einheitliche Strukturen, Standards und Prozesse sollten die Abläufe künftig verbessern.

Die Digitalisierung der Medizin ermöglicht zudem neue Studienansätze der Versorgungsforschung anhand digitaler Daten zu Behandlungen. Am Beispiel des benignen Prostatasyndroms (BPS) wird gezeigt, welche spezifische Analysen vorgenommen werden können. Statistische Auswerteverfahren lassen sich sowohl in Projektion auf die Therapieverfahren als auch diverse Patientenkohorten maschinell realisieren. Daraus konnten wichtige Informationen zu relevanten Merkmalen der chirurgischen BPS-Behandlung abgeleitet sowie Kalkulationen gemacht werden. Es ist anzunehmen, dass in Zukunft noch umfangreichere, qualitätsmäßig bessere digitale Datensätze zu unterschiedlichen Krankheitsbildern für Analysevorhaben zur Verfügung stehen werden. Der Beitrag soll zur Intensivierung weiterer Forschungsprojekte auf diesem Gebiet motivieren.

In jedem Veränderungsprozess stecken Chancen und Risiken

In jedem Veränderungsprozess stecken Chancen und Risiken. Die Digitalisierung kann zu einer weiteren entscheidenden Weiterentwicklung der Medizin führen. Es bleibt in unserer Hand, die Chancen zu nutzen und Risiken konstruktiv zu eliminieren. Unbestritten bleibt, dass uns Computerwissenschaften immer bessere und mächtigere Werkzeuge bieten, die wir zum Wohle unserer Patienten und Weiterentwicklung der Urologie nutzen sollen und müssen.

Wir danken allen beteiligten Autorinnen und Autoren herzlich und wünschen viel Freude bei der Lektüre.

Ihre

Dr. med. Angelika Mattigk

Prof. Dr. Dr. med. univ. Arkadiusz Miernik