Das 3. Themenheft in 2 Jahren in den beiden deutschen urologischen Zeitschriften, das erste Lehrbuch für Urogeriatrie, eine erste Professur für Geriatrische Urologie am Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke, die jährlich stattfindenden Urogeriatrietage, die Gründung des Arbeitskreises Urogeriatrie, der gemeinsame wissenschaftliche Projekte vorantreibt und der seit 3 Jahren Forumssitzungen bei den Jahrestagungen unserer Gesellschaft veranstaltet, zeugen davon, dass getreu dem Motto „Urologie ist mehr“ die kompetente Behandlung urologischer Krankheitsbilder bei Hochbetagten in der Urologie Einzug gehalten hat.

Auch wenn die Urogeriatrie in Deutschland ein noch junges medizinisches Fach in der Wahrnehmung ist, gewinnt sie zunehmend an Bedeutung. Es setzt sich mehr und mehr die Überzeugung durch, dass die Behandlung eines geriatrischen Patienten in der Urologie nicht einfach die „vorsichtige“ Behandlung im Stile eines jüngeren Patienten darstellt, sondern die strukturierte Erfassung der alterstypischen Komorbiditäten und Kenntnisse von Einflussfaktoren auf den Therapieerfolg wie Sarkopenie, Osteoporose oder Polypharmazie für eine erfolgreiche Therapie obligat sind. Dabei ist der Forschungsbedarf nach wie vor enorm – so sind alltägliche Fragestellungen für den Urologen z. B. im Hinblick auf die katheterassoziierte Lebensqualität bei einer Harnblasenlangzeitdrainage bisher eine „black box“ genauso wie die der Beratungsprozesse bei der Hilfsmittelversorgung.

Das vorliegende Themenheft soll dabei einen Querschnitt durch die genannten Themenbereiche bieten, Fortbildung betreiben und das Interesse für die Behandlung von geriatrischen Patienten mit urogeriatrischem Know-how wecken. Neben 2 Originalien zur Therapie der katheterassoziierten Lebensqualität bei Trägern eines suprapubischen oder transurethralen Katheters bzw. einer Nephrostomie in lebenslanger Intention, die die ersten systematischen Untersuchungen dieser Thematik weltweit darstellen, wird das geriatrische Syndrom der Sarkopenie thematisiert, welches einen großen Einfluss auf einen Therapieerfolg in der Urologie und Uroonkologie hat. Ebenfalls breiten Raum wird die neue S2k-Leitlinie Hilfsmittelberatung einnehmen, mit der der Arbeitskreis geriatrische Urologie der DGU erstmals den Beratungsprozess strukturiert hat.

So möchte das vorliegende Themenheft „Urogeriatrie“ dazu beitragen, das Spektrum dieses Sektors der Urologie bzw. der Schnittmenge zur Geriatrie zu beleuchten und Interesse zu wecken. Bei der Behandlung des geriatrischen Patienten geht es immer um den Blick auf die gesamte Situation und einen holistischen Therapieansatz. Dies erscheint in Anbetracht des demographischen Wandels für das Fachgebiet der Urologie gleichermaßen berufspolitisch wichtig wie überlebenswichtig für die hier behandelten geriatrischen Patienten. Nur so können wir, gemeinsam und im Interesse unserer Patienten, diese demographische Chance nutzen.