Zusammenfassung
Der Berliner Operateur und Urologe James Israel wurde 1902 für den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin nominiert. Der Beitrag untersucht die Voraussetzungen, unter denen der aus einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie stammende Israel im von antisemitischen Tendenzen geprägten Kaiserreich besonders auf dem Gebiet der Nierenchirurgie zu Reputation gelangte und damit die Fachdifferenzierung vorantrieb.
Abstract
In 1902, the Berlin Jewish urologist James Israel was nominated for the Nobel Prize in physiology or medicine. Taking scholar, social, and political aspects into consideration, this biographical essay traces how James Israel gained a sound scientific reputation especially in kidney surgery within Imperial Germany and its antisemitic attitude and how he promoted urology to become a specialty in its own right.
Notes
Eine maschinenschriftliche Abschrift des Tagesbuches wird im Landesarchiv BW verwahrt. http://www.nachlassdatenbank.de/viewsingle.php?person_id=6585&asset_id=7208 (Recherche 10.01.2016).
Hingewiesen sei an dieser Stelle, dass der Anteil der katholischen Dozenten und Professoren im gleichen Zeitraum, gemessen an der Gesamtbevölkerung noch geringer ausfiel. Vgl. [193].
Joel Meyer gehörte zu den ersten ungetauften Juden in Berlin, die den „Charakter“ eines geheimen Kommerzienrates in Berlin erhielten, was dessen gesellschaftliche Stellung in der Mitte des 19. Jahrhunderts deutlich unterstreicht. Er war Stadtverordneter für den Bezirk Alt-Berlin, Landschaftsbezirk in der Nähe der Synagoge; vgl. [194].
Ludwig Traube konnte sich 1848 in Folge der Revolution als erster jüdischer Mediziner an der Berliner Universität habilitieren, ein Jahr später (1849) erhielt er als der erste „Civilassistent“ eine Anstellung an der Klinik der Kgl. Charité unter Schönlein speziell mit dem Auftrage, in der „Auscultation und Percussion Unterricht zu ertheilen“, 1857 wurde er außerordentlicher und 1862 ordentlicher Professor am Friedrich-Wilhelms-Institut (Militärärztliche Bildungsanstalt) in Berlin und erst 1872 wurde er ordentlicher Professor an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. Er war Mitglied des jüdischen Unterstützungsvereins „Gesellschaft der Freunde“, der auch Israels Großvater Mayer angehörte. (ADB Band 38 (1894), S. 504–507 online: http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00008396/images/index.html?seite=506) Recherche 02.01.2016.
Der Morbus Bright (1827–1831) bezeichnet eine historische Krankheitskategorie, die heute als akute und chronische Nephritis zusammengefasst wird; vgl. [195].
Eine Akte zur Promotion existiert. „Sie ist aber leider gesperrt, da ihr physischer Zustand eine Benutzung ausschließt.“ (Med.Fak. Nr. 624, 1869–1870) Mitteilung Archiv Humboldt Universität Berlin 06.01.2016, A. Pawliczek.
Nach Auskunft des Bundesarchives, Militärarchiv, liegen hierzu keine Originaldokumente vor infolge von Verlusten im Zweiten Weltkrieg.
Die Schreibweisen in der Eindeutschung schwanken; in der wissenschaftlichen Literatur der Zeit kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert wird der Name oft als Sergej Fedoroff transkribiert.
Nobelarchiv des Karolinska Instituts, Stockholm, Jahrbuch 1902 (Nominierung O. Wyss, eingereicht am 27. Januar 1902).
Nobelarchiv des Karolinska Instituts, Stockholm, Jahrbuch 1902 (Nominierung O. Wyss).
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Obwohl Teile der Nieren-Chirurgischen Operationen Bardenheuers durch seinen Mitarbeiter Schmidt publiziert wurden, war den Zeitgenossen der Name Bardenheuer mit der Nierenchirurgie verbunden. In der Literatur taucht in Tabellen mit kumulierten Fallzahlen stets Bardenheuer – Köln auf.
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Eine Porträtfotografie mit Fez findet sich ebenfalls im Institut für Geschichte der Medizin, (Department of Medical History & Ethics), Cerrahpasa Medical Faculty, Universität Istanbul. Diese könnte am 01.07.1915 aufgenommen sein, da er an diesem Tage einen Fototermin in der Perastraße in seinem Reisetagebuch vermerkt hat.
Erst in den letzten Jahren konnte die sehr ambivalente Haltung Sauerbruchs herausgearbeitet werden. Vgl. [198].
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Danksagung
Wir danken dem Nobelkommitee für Physiologie oder Medizin, Medicinska Nobelinstitutet, Solna, Schweden, für die Akteneinsicht. Die Übersetzung der schwedischsprachigen Aktenanteile erfolgte durch Nils Hansson.
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F.H. Moll, T. Halling, N. Hansson und H. Fangerau geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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F.H. Moll und T. Halling sind gleichrangig Erstautoren, N. Hansson und H. Fangerau gleichrangig Letztautoren.
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Moll, F.H., Halling, T., Hansson, N. et al. „Wenn Sie alle vergessen sein werden, wird der Name Israel noch leuchten“. Urologe 56, 369–381 (2017). https://doi.org/10.1007/s00120-017-0326-3
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00120-017-0326-3
Schlüsselwörter
- Geschichte der Urologie
- Geschichte der Medizin
- James Israel
- Nobelpreis für Physiologie oder Medizin
- Erinnerungskultur