Das Leitthema des diesjährigen Kongresses der deutschen Gesellschaft für Urologie lautet „Qualität versus Ökonomie“ in der Medizin. Der zunehmende ökonomische Druck mit konsekutiver Arbeitsverdichtung und immer weiteren reduzierten Ressourcen macht die Einhaltung guter Qualitätsstandards immer schwieriger. Auf diesen Konflikt wollen wir aufmerksam machen und auf Lösungsvorschlage hinweisen. Ein wichtiger Lösungsweg für gute Qualität ist für alle Fachgebiete die Definition evidenzbasierter Standards z. B. durch die Erstellung von Leitlinien. Hier hat sich in der Urologie in der jüngsten Vergangenheit viel bewegt. Neben den S3-Leitlinien für das Prostatakarzinom (die derzeit überarbeitet werden) wurden S3-Leitlinien für das Nierenzellkarzinom (2015 finalisiert, Update 2016 wird auf dem Kongress präsentiert) und das Harnblasenkarzinom (Konsultationsfassung im Netz, endgültige Fassung wird auf dem Kongress präsentiert). Leitlinien sind wichtige Orientierungskorridore für die tägliche Praxis geworden, M. Retz und J. Gschwend geben in dieser Ausgabe die wichtigsten Aspekte der S3-Leitlinie Harnblasenkarzinom wieder.

„Praxisverändernde“ Studienergebnisse können wegen der aufwändigen Organisation nicht immer kurzfristig durch Leitlinien-Updates abgebildet werden. Hier können Konsensusstatements von Experten Abhilfe bieten, um solche Ergebnisse – zum Nutzen des Patienten – schneller in den klinischen Alltag zu bringen. Der Beitrag von C. Ohlmann zur Hormonchemotherapie des Prostatakarzinoms ist hierfür ein gutes Beispiel. Hier gibt es neben dem Review der Daten konkrete Empfehlungen, wie die jüngsten Studienergebnisse praktisch umgesetzt werden sollten.

Schließlich sind Zweitmeinungsprojekte ein wichtiges Werkzeug, um die Qualität in der Medizin zu verbessern. Das Projekt zum Hodentumor wird bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich betrieben, das Projekt zum Peniskarzinom ist in der Entstehung, M. Schrader und C. Protzel stellen beide Projekte vor.

Alle Beiträge dokumentieren eindrücklich die nachhaltigen Bemühungen der urologischen Gemeinschaft, die Qualität ihres Fachgebiets kontinuierlich weiter zu entwickeln.

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Prof. Dr. Kurt Miller