Die Nierentransplantation ist ein komplexes Nierenersatzverfahren, das aber weltweit zur Routine geworden ist. Es ist die am häufigsten durchgeführte Organtransplantationsmethode. Sie verlängert im Erfolgsfall das Leben beträchtlich und verbessert die Lebensqualität.

In der Urologie war und ist die Nierentransplantation bedroht. Chirurgische Kliniken übernehmen gerne die Transplantation, Krankenhausleitungen mit der Sichtweise von Nicht-Spezialisten lassen sich gerne überreden, dass Chirurgen immer alles können und das auch besser. Wer Lebern transplantiert, kommt mit der Nierentransplantation allemal zurecht.

Nierentransplantation ist aber wesentlich mehr als nur Gefäße auf Gefäße zu nähen. Die Probleme der Niere finden sich auch bei der transplantierten Niere. Probleme des Nierentransplantierten sind nicht nur immer die der Abstoßung, sondern oft auch die der Ableitung, des Urinflusses, der rezidivierenden Harnwegsinfekte. Der nierentransplantierte Patient hat sehr oft urologische Probleme, die über die Frage der Ureterimplantation weit hinausgehen. Der Nierentransplantierte ist kurz- und langfristig besser betreut in urologischer Hand.

Die Nierentransplantation gehört in urologische Hand.

Dies müssen wir vermitteln, wir müssen dafür kämpfen. Jeder Chefwechsel am Transplantationszentrum wird benutzt, um den Versuch zu unternehmen, die Nierentransplantation in die Chirurgie zu verlagern. Immer wieder muss dieser Kampf ausgefochten werden, erst in jüngster Zeit sind in den Wirren solcher Wechsel zwei urologische Transplantationszentren verloren gegangen.

Wie spannend und komplex die Nierentransplantation ist, zeigt diese Ausgabe anhand zentraler Themen der Nierentransplantation. Ausgewiesene Experten wurden gewonnen, um dieses spannende Feld der Urologie darzustellen.

Die Folgen des Leberallokationsskandals haben die Organspendezahlen zum Einbrechen gebracht. Der zahlenmäßige Rückgang der Leichennierenspende ist vielerorts sehr deutlich. Die Lebendnierenspende rückt relativ nach vorne; ohnehin ist sie in vieler Hinsicht das ideale Verfahren. Aber auch die Folgen für den Spender müssen bedacht werden – immer wieder werden überwiegend ungerechtfertigte Zweifel an der überwiegenden Gefahrlosigkeit der Lebendspende vorgebracht. Auch dieser wichtige Aspekt wird betrachtet.

Das Thema Nierentransplantation ist für den transplantierenden Urologen eines der spannendsten des Faches. Berufspolitisch ist es für die Urologie von hoher Brisanz und immer gefährdet. Kompetenz und gute Ergebnisse sind dabei die wichtigsten Grundlagen, aber jeder Urologe, nicht nur die Transplanteure, müssen sich mit der Nierentransplantation auskennen und transplantierte Patienten betreuen können. Nur dann können wir Abwanderungen erfolgreich verhindern. Diese Ausgabe soll das darstellen, was jeder Urologe über die Nierentransplantation heute wissen sollte.

Prof. Dr. O. Hakenberg