Zusammenfassung
Nach einer Beschreibung der Struktur und Funktionsweise der Gutachterkommission für ärztliche Behandlungsfehler bei der Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo) werden wichtige juristische Fachbegriffe und ihre Konsequenzen wie Definition des vorwerfbaren ärztlichen Behandlungsfehlers und des schwerwiegenden (im Rechtssinne: groben) Behandlungsfehlers dargelegt. Es wird berichtet über die Rechtsfolgen eines Aufklärungsmangels, über die Bedeutung einer unzureichenden Sicherungsaufklärung und unter welchen Umständen ein Übernahmeverschulden eintritt. Aus den statistischen Aufstellungen des Archivs der Gutachterkommission ergibt sich, dass von den gegen Urologen gerichteten Verfahren ca. 31% niedergelassene Urologen und ca. 69% Krankenhausurologen betreffen. Dabei handelt es sich in etwa 20% um Diagnosefehler- und in etwa 80% um Behandlungsfehlervorwürfe. Unter den Verfahren wegen urologischer Diagnosefehler steht das Prostatakarzinom im Vordergrund, gefolgt von den Verfahren wegen zu spät oder fehldiagnostizierten Blasentumoren. Auch bei den Verfahren wegen operativer Behandlungsfehler steht das Prostatakarzinom auf Platz Eins, hier gefolgt von Behandlungsfehlervorwürfen wegen Penis- und Urethraoperationen. Eine getrennte Darstellung der Verfahren wegen nicht operativer Behandlungsfehler zeigt eine Häufung der Fehlervorwürfe bei der Behandlung der Urolithiasis, bei medikamentöser Behandlung und bei der Tumortherapie. Nach einer Auflistung typischer Einzelfälle folgen Hinweise zur Verfahrensvermeidung.
Abstract
Following a description of the structure and function of the expert commission for medical malpractice of the North Rhine medical council, important legal technical terms and the consequences, such as the definition of accusable medical malpractice and severe (in legal terms gross) negligence will be presented. The article reports on the legal consequences of the lack of informed consent, on the significance of insufficient informed consent and under which conditions a transfer of liability becomes valid. From the statistical information in the archives of the expert commission it can be seen that in processes against urologists approximately 31% of urologists in private practice were affected compared to 69% of hospital urologists. Approximately 20% involved accusations of false diagnosis and 80% involved accusations of false treatment. Of the processes involving urological diagnostic errors prostate cancer was at the forefront, followed by processes involving delayed or falsely diagnosed bladder cancer. For processes due to operative treatment errors prostate cancer also occupied first place, followed by accusations of treatment errors involving penile and urethral operations. A differentiated presentation of processes involving non-operative treatment errors revealed an accumulation of accusations for mistakes in the treatment of urolithiasis, in medicinal treatment and also in tumor therapy. Following a description of typical individual cases, indications for avoidance of legal proceedings will be given.
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Interessenkonflikt
Der korrespondierende Autor gibt für sich und seine Koautoren an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Hannappel, J., Weber, B. & Smentkowski, U. Fälle aus der Gutachterkommission der Ärztekammer Nordrhein. Urologe 51, 1509–1522 (2012). https://doi.org/10.1007/s00120-012-2998-z
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