Zusammenfassung
Sexualmedizin ist ein Fach der klinischen Medizin, das sich mit der Sexualität des Menschen und ihren Störungen befasst. Sexualität entzieht sich einem einseitigen definitorischen Zugriff. Als eine biologisch, psychologisch und sozial determinierte Erlebnisdimension des Menschen ist sie in ihrer individuellen Ausgestaltung von biologischen Faktoren und von der lebensgeschichtlichen Entwicklung abhängig. Darüber hinaus weist Sexualität unterschiedliche Dimensionen – die Lust-, die Fortpflanzungs- und die Beziehungsdimension – auf, die allerdings in enger Wechselbeziehung stehen. Aus diesem Grunde ist die therapeutische Einflussnahme auf nur eine dieser Dimensionen unzureichend.
Alle Menschen sind programmiert auf die Erfüllung elementarer biopsychosozialer Grundbedürfnisse – wie Akzeptanz, Nähe, Wärme und Geborgenheit. Kommt in einer Paarbeziehung die Erfüllung dieser Grundbedürfnisse zu kurz, entstehen daraus häufig die verschiedensten Beeinträchtigungen der Lebensqualität bis hin zu sexuellen Funktionsstörungen. Eine Behandlung setzt dann an den Wurzeln an, wenn sie nicht die gestörte Sexualfunktion in den Mittelpunkt stellt, sondern die zugrunde liegende frustrierte partnerschaftliche Beziehung. Dies vermag die Syndyastische Sexualtherapie als ein wichtiges Behandlungsverfahren in der Sexualmedizin.
Abstract
Sexual medicine is a subdiscipline of clinical medicine that deals with human sexuality and disorders. Sexuality eludes a unilateral definition. As a biologically, psychologically, and socially determined experience dimension of the human being, its individual form depends on biological factors and developments in the person’s life. Moreover, sexuality exhibits different dimensions – lust, reproduction, and relationship – that are indeed closely interrelated. For this reason, directing therapy at only one of these dimensions is not adequate.
All human beings are programmed toward fulfillment of elementary biopsychosocial needs such as acceptance, closeness, warmth, and security. If these basic needs are shortchanged in terms of fulfillment, all sorts of restrictions in the quality of life ensue, even to the point of resultant disorders of sexual function. Treatment then approaches the roots when it does not center on the sexual dysfunction but rather on the underlying frustrated relationship of the partners. Syndyastic sexual therapy is an important treatment method in sexual medicine.
Notes
Die Begriffe syndyastisch oder Syndyastik sind von dem griechischen Wort syndyastikós („disponiert zur Gemeinsamkeit zu zweit oder zur Zweier- bzw. Paarbeziehung“) abgeleitet, das Aristoteles verwendet, um die besondere Vertrautheit und Zugehörigkeit zu einem bedeutsamen Anderen innerhalb der Paarbeziehung auszudrücken.
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Beier, K.M. Biopsychosoziales Verständnis menschlicher Geschlechtlichkeit. Urologe 45, 953–959 (2006). https://doi.org/10.1007/s00120-006-1091-x
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