Hirnmetastasen (HM) beim Nierenzellkarzinom (NZK) werden zunehmend häufiger diagnostiziert und bedeuten daher auch für den behandelnden Urologen ein wichtiges Erkrankungsbild. Die mittlere Überlebenszeit unbehandelter, oft neurologisch auffälliger Patienten beträgt durchschnittlich 3 Monate. Durch die Entwicklung des “Gamma-Knife” (GK), eines Präzisions-60Co-Bestrahlungssystems, kann man neuerdings HM effektiv und minimal-invasiv behandeln. An einem Patientenkollektiv mit zerebral metastasiertem NZK wurde die klinische Wirksamkeit dieser stereotaktischen Bestrahlungsmethode untersucht.
Zwischen 1994–1999 wurden 58 NZK-Patienten mit insgesamt 277 HM radiochirurgisch mit dem GK behandelt. 23 (40%) der Patienten wurden wegen neuer HM mehrfach GK-behandelt. Im Median wurden 3,0 (1–19) HM/Patient bestrahlt. Die mediane Tumormasse betrug 3,4 (0,1–19,1) cm3. Das Intervall zwischen der Erstdiagnose NZK und der GK-Therapie betrug im Median 2,2 (0,1–17,2) Jahre. Symptomatische Nebenwirkungen der GK-Therapie wurden in 9 von 58 Fällen (16%) beobachtet. Das mediane Überleben betrug 9,9 Monate. Die GK-Therapie erzielte eine hohe Rate lokaler Tumorkontrolle (95%) und führte in 70% zu einer Besserung oder Beseitigung der neurologischen Symptomatik.
Gegenüber der fraktionierten Strahlentherapie hat die Radiochirurgie den Vorteil, wiederholbar und wirksamer zu sein. Der Zeitbedarf ist zudem wesentlich geringer. Gegenüber operativen Therapieverfahren ist die GK-Behandlung weniger invasiv und besser geeignet, multiple HM lokal kurativ zu behandeln. Die radiochirurgisch behandelbare Metastasengröße bzw. Tumormasse ist jedoch gegenüber der Operation eingeschränkt. Beide lokalen Therapieverfahren ergänzen sich vorteilhaft, sodass die relativ wenig wirksame fraktionierte Ganzhirnbestrahlung bei multiplen HM des NZK als nachrangig eingestuft werden kann.