Liebe Leserinnen, liebe Leser,

auf all unseren Schnittbilduntersuchungen des Thorax und Abdomens ist die Aorta vertreten. Während eine Aortendissektion meist mit einer typischen, häufig dramatischen klinischen Präsentation und hoher primärer Mortalität einhergeht, stellen Aortenaneurysmen einen durchaus nicht seltenen Zufallsbefund dar, wobei es an uns liegt, das Ausmaß der aneurysmatischen Veränderungen zu beschreiben und u. U. auf die Dringlichkeit der Behandlungsnotwendigkeit hinzuweisen.

Auch wenn dabei die Datenlage etwas unscharf ist, so liegt in der westlichen Welt die Prävalenz für abdominelle Aortenaneurysmen bei 2–8 %, für thorakale bei 0,2–0,4 % und die Inzidenz für Aortendissektionen bei etwa 2,6–3,5/100.000. Begünstigende Faktoren für die Entwicklung eines Aneurysmas und evtl. Komplikationen sind Alter, männliches Geschlecht, Nikotinabusus, familiäre Anamnese von Aneurysmen, oder Aneurysmen anderer Gefäße, Atherosklerose und Hypertonie.

Das Rupturrisiko eines Aneurysmas steigt signifikant mit dem Durchmesser (< 0,5 %/Jahr bei Durchmesser < 5,5 cm), wobei eine rasche Zunahme des Durchmessers (≥ 5 mm/5 Monate) bei Aneurysmen über 5,5 cm Durchmesser als negativer prognostischer Faktor gilt. Deshalb wird in der Regel ab einem Durchmesser von 5,5 cm eines asymptomatischen Aneurysmas eine engmaschige Kontrolle oder eine Intervention empfohlen.

Zur Behandlung von Aortenaneurysmen und Dissektionen stehen neben den klassischen offenen Verfahren nun seit über 25 Jahren auch endovaskuläre Therapieoptionen zur Verfügung. Diese haben in letzter Zeit deutliche technische Weiterentwicklungen erfahren, hin zu flexibleren und kleineren Einführungssystemen, Stentgraft-Designs mit verbesserter Anpassungsfähigkeit an die Aortenanatomie sowie komplexe Prothesen-Designs, mit denen sich nicht nur das Aortenlumen, sondern auch viszerale oder pelvine Gefäßabgänge mitbehandeln lassen.

Für das vorliegende Themenheft ist es uns gelungen, in der Aneurysmatherapie führende chirurgische und interventionelle Spezialisten zu gewinnen, die äußerst differenziert und anschaulich die aktuellen Therapiemöglichkeiten von Aneurysmen und Dissektionen von der einfachen Prothese, über komplexe multivaskuläre Implantate bis hin zur Behandlung von Prothesenkomplikationen diskutieren – dafür an dieser Stelle mein ganz herzlicher Dank an die Autoren.

Auch wenn die meisten von uns in der täglichen Arbeit nicht unmittelbar mit der Behandlung von Aortenaneurysmen betraut sind, so begegnen uns in der täglichen Diagnostik nicht selten aneurysmatische Aortenveränderungen. Ich bin mir sicher, dass Ihnen die Beiträge in diesem Heft einen umfassenden Überblick über die Entscheidungswege und Behandlungsoptionen von Aneurysmen liefern und somit bei eventuellen Befunddiskussionen sehr hilfreich sein können.

Herzliche Grüße und viel Spaß beim Lesen,

Ihr

Thomas Helmberger