Zusammenfassung
Tumorähnliche Knochenläsionen sind definitionsgemäß Knochenläsionen, die klinisch, radiologisch und histologisch mit echten Knochentumoren verwechselt werden können. Vorgestellt werden die aneurysmale Knochenzyste (AKZ), die solitäre Knochenzyste (SKZ), die fibröse Dyplasie, die osteofibröse Dysplasie Campanacci und das nichtossifizierende Knochenfibrom (NOF). Viele tumorähnliche Knochenäsionen sind häufige Zufallsbefunde. Die Kombination aus Röntgenaufnahmen, spezifisch ergänzt durch Magnetresonanztomographie (MRT) bzw. Computertomographie (CT), erlaubt in der Mehrzahl der Fälle eine diagnostische Zuordnung.
Abstract
Tumor-like bony lesions are, by definition bony lesions, which can be clinically, radiologically and histologically mistaken for real bone tumors. This article presents the aneurysmal bone cyst (ABC), solitary bone cyst (SBC), fibrous dysplasia, osteofibrous dysplasia Campanacci and non-ossifying fibroma (NOF). Many tumor-like bony lesions are often incidental findings. The combination of X‑ray imaging specifically supplemented by magnetic resonance imaging (MRI) or computed tomography (CT) enables a diagnostic classification in the majority of cases.
Literatur
Lichtenstein L (1977) Bone tumors, 5. Aufl. Mosby, St. Louis
Erlemann R (2009) Basisdiagnostik von Knochentumoren. Radiologe 49:355–370
Wörtler K, Blasius S, Hillmann A, Marx C, Brinkschmidt C, Heindel W (2000) MR-Morphologie der primären aneurysmatischen Knochenzyste: Retrospektive Analyse von 38 Fällen. Fortschr Röntgenstr 172:591–596
Mahnken AH, Nolte-Ernsting CCA, Wildberger JE, Heussen N, Adam G, Wirtz DC, Piroth W, (2003) Aneurysmal bone cyst: value of MR imaging and conventional radiography. Eur Radiol 13:1118–1124. https://doi.org/10.1007/s00330-002-1668-8
Hauschild O, Lüdemann M, Engelhardt M, Baumhoer D, Baumann T, Elger T, Südkamp NP, Herget GW (2016) Aneurysmal bone cyst (ABC): treatment options and proposal of a follow-up regime. Acta Orthop Belg 82(3):474–483
Alhumaid I (2019) Denosumab therapy in the management of aneurysmal bone cyst: a comprehensive literature review. Cureus. https://doi.org/10.7759/cureus.3989
Scholfield D, Sadozai Z et al (2017) Does osteofibrous dysplasia progress to adamantinoma and how should they be treated? Bone Joint J 99-B:409–416
Goldin A, Muzykewicz DA, Dwek J, Mubarak SJ (2017) The aetiology of the non-ossifying fibroma of the distal femur and its relationship to the surrounding soft tissues. J Child Orthop 11(5):373–379
Herget GW, Mauer D, Krauß T, El Tayeh A, Uhl M, Südkamp NP, Hauschild O (2016) Non-ossifying fibroma: natural history with an emphasis on a stage-related growth, fracture risk and the need for follow-up. BMC Musculoskelet Disord 17:147. https://doi.org/10.1186/s12891-016-1004-0
Ritschl P, Karnel F, Hajek P (1988) Fibrous metaphyseal defects—determination of their origin and natural history using a radiomorphological study. Skeletal Radiol 17(1):8–15
Ritschl P, Wiesauer H, Krepler P (1995) Fibrous metaphyseal defects. Orthopade 24(1):44–49
Błaż M, Palczewski P, Świątkowski J, Gołębiowski M (2011) Cortical fibrous defects and non-ossifying fibromas in children and young adults: the analysis of radiological features in 28 cases and a review of literature. Pol J Radiol 76(4):32–39
Eisenberg RL (2009) Bubbly lesions of bone. AJR Am J Roentgenol 193:W79–W94
Erlemann R, Jundt G (2016) Tumorähnliche Knochenläsionen. Radiologe 56(6):507–519
Fletcher CDM, Bridge JA, Hogendoorn PWC et al (Hrsg) (2013) WHO classification of tumours of the soft tissues and bone, 4. Aufl. IARC Press, Lyon
Freyschmidt J, Ostertag H, Jundt G (2010) Tumorähnliche Knochenläsionen (tumor-like lesions). In: Freyschmidt J, Ostertag H, Jundt G (Hrsg) Knochentumoren und Kiefertumoren. Springer, Heidelberg, S 739–911
Jordanov M (2009) The “rising bubble” sign: a new aid in the diagnosis of unicameral bone cysts. Skeletal Radiol 38:597–600
Jung JY et al (2014) MR findings of the osteofibrous dysplasia. Korean J Radiol 15:114–122
Bücker A, Biesterfeld S, Haage P, Günther RW (2003) Aneurysmal bone cyst: value of MR imaging and conventional radiography. Eur Radiol 13:1118–1124
Oliveira AM et al (2014) USP6-induced neoplasms: the biologic spectrum of aneurysmal bone cyst and nodular fasciitis. Hum Pathol 45:1–11
Uhl M, Herget GW (2015) Radiologische Diagnostik von Knochentumoren, 2. Aufl. Thieme, Stuttgart (Kapitel Tumorähnliche Knochenläsionen)
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
Gemäß den Richtlinien des Springer Medizin Verlags werden Autoren und Wissenschaftliche Leitung im Rahmen der Manuskripterstellung und Manuskriptfreigabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren finanziellen und nichtfinanziellen Interessen abzugeben.
Autoren
M. Uhl: Finanzielle Interessen: Patente, Geschäftsanteile, Aktien o. Ä. an einer im Medizinbereich aktiven Firma: Ehefrau Fa. Medavis Informatik. Nichtfinanzielle Interessen: Radiologe und Kinderradiologe, Notfallmediziner, Schwerpunktzentrum Skelettradiologie (DRG-zertifiziert), Instruktor Sklelettradiologie (DGMSR-zertifiziert), Zertifizierter interventioneller Radiologe (DeGIR Stufe 2) | Chefarzt der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Kinderradiologie und Neuroradiologie, RKK Klinikum Freiburg | Ärztlicher Leiter der Pädiatrischen Radiologie Universitätskinderklinik ZKJ Freiburg | Mitgliedschaften: DRG, EcR, ESR, DGMSR, ISS, GPR. G.W. Herget: Finanzielle Interessen: Referentenhonorar oder Kostenerstattung als passiver Teilnehmer: keine Gelder in Zusammenhang mit diesem Artikel. Nichtfinanzielle Interessen: angestellter Orthopäde, Oberarzt, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg | Mitgliedschaften: Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie, Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Wissenschaftliche Leitung
Die vollständige Erklärung zum Interessenkonflikt der Wissenschaftlichen Leitung finden Sie am Kurs der zertifizierten Fortbildung auf www.springermedizin.de/cme.
Der Verlag
erklärt, dass für die Publikation dieser CME-Fortbildung keine Sponsorengelder an den Verlag fließen.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Additional information
Wissenschaftliche Leitung
S. Delorme, Heidelberg (Leitung)
P. Reimer, Karlsruhe
W. Reith, Homburg/Saar
C. Weidekamm, Wien
M. Uhl, Freiburg
J. Vogel-Claussen, Hannover
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Für die Fraktur einer solitären Knochenzyste ist das „fallen fragment sign“ typisch. Was verstehen Sie darunter?
Durch einen Sturz entstandene Fraktur
Multiple Fragmente in den Weichteilen
Eierschalenartige, in die Zyste hineingefallene Fragmente
Verkalkte, sklerosierte Zytse mit grobfleckigen Auflockerungen im Inneren
Komplexe Signaländerung der Zyste in der Magnetresonanztomographie (MRT)
In der Magnetresonanztomographie (MRT) bei einer 16-jährigen Patientin erkennen Sie eine zystische Knochenläsion in der Metaphyse des Femurs mit einer anintensen Komponente, die ein Blooming-Artefakt in der T1-Gradientenechosequenz zeigt. An was denken Sie?
Metalleinschluss nach Kriegsverletzung
Kompaktainsel in der Zystenwand
Hämosiderinrest nach Einblutung der Zyste
„Raising bubble sign“ einer solitären Knochenzyste
Iatrogene Veränderung nach Biopsie
Eine fibrösen Dysplasie (FD) hat bestimmte radiologische Zeichen. Welches der nachfolgend genannten Zeichen zählt nicht dazu?
Ein FD-Herd ist in der Computeretomographie (CT) häufig durch ein Mattglasphänomen gekennzeichnet.
Ein FD-Herd kann in einem Röntgenbild als scharf berandete Osteolyse imponieren.
Die monostotische FD kann jeden Knochen befallen.
In der Magnetresonanztomographie (MRT) finden sich variable Signalintensitäten.
Ein FD-Herd enthält ringförmige oder popcornartige Verkalkungen.
Welche Strategie zur Diagnostik tumorähnlicher Knochenläsionen ist richtig?
Tumorähnliche Knochenläsion erfordern in aller Regel eine Abklärung mittels Magnetresonanztomographie.
Tumorähnliche Knochenläsion erfordern in aller Regel eine Abklärung mittels Knochenbiopsie.
Viele tumorähnliche Knochenläsionen sind im Klinikalltag sog. Leave-me-alone-Läsionen.
Tumorähnliche Knochenläsionen können histologisch immer leicht zugeordnet werden.
Tumorähnliche Knochenläsion werden nur im Kindes- und Jugendalter diagnostiziert.
Sie befunden die Magnetresonanztomographie einer 18-jährigen schmerzgeplagten Patientin. Sie finden in der Tibia eine metadiaphysär exzentrisch gelegene Läsion mit blutgefüllten Kavernen, stark kontrastmittelanreichernden honigwabenartigen Septierungen, Blow-out-Phänomen der augedünnten Kortikalis und randständigen divertikelartigen Aussackungen. Wie lautet die wahrscheinlichste Diagnose?
Osteoblastom
Solitäre Knochenzyste
Teleangiektatisches Osteosarkom
Riesenzelltumor
Aneurysmatische Knochenzyste
Wie lautet die Definition tumorähnlicher Knochenläsionen nach Lichtenstein?
Tumoren nicht definierter neoplastischer Natur
Knochenläsionen, denen mitttels Projektionsradiographie eindeutig eine Diagnose zugeordnet werden kann
Knochenläsionen, die klinisch, radiologisch und histologisch mit echten Knochentumoren verwechselt werden können
Knochenläsionen, die anhand von Patientenalter, Lokalisation im Skelett und Wachstumsgeschwindigkeit diagnostiziert werden können
Knochenläsionen, die langsam wachsen
Was verstehen Sie unter dem „Muschelzeichen“ bei einem nichtossifizierenden Fibrom (NOF)?
Fast vollständige Sklerose des NOF
Nach Kontrastmittelgabe variable Anreicherung ähnlich einem Marmorkuchen
Leichte Vorwölbung der Kortikalis
Kompletter Sklerosesaum, der die Läsion durchgängig zum Markraum abgrenzt
Osteolyse, die von einer welligen, durchgehenden Randsklerose umgeben wird
Bei einem 5‑jährigen Jungen sehen Sie im Röntgenbild des Kniegelenks eine rundliche Osteolyse nahe der distalen Femurepiphyse medial am Ansatz des M. adductor magnus mit einem zarten sklerotischen Randsaum. In welchem Stadium befindet sich das nichtossifizierende Fibrom (NOF) nach Ritschl?
A
B
C
D
E
Bei einer 25-jährigen Patientin entdecken Sie in der stehend angefertigten Beckenübersicht eine Beinverkürzung rechts und auf derselben Seite eine expansive milchglasartige Osteolyse des Femurhalses, der zudem Bischofsstabkonfiguration aufweist. Wie lautet die wahrscheinlichste Diagnose?
Solitäre Knochenzyste
Fibröse Dysplasie
Aneurysmatische Knochenzyste
Enchondrom
Osteofibröse Dysplasie
In welcher Lokalisation ist die osteofibröse Dysplasie Campanacci (OFD) als kortikale Läsion zumeist anzutreffen?
Wirbel posteriores Segment
Rippen ventral
Radius distal
Tibia anterior
Ulna proximal
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Uhl, M., Herget, G.W. Tumorähnliche Knochenläsionen des Skeletts. Radiologe 60, 655–668 (2020). https://doi.org/10.1007/s00117-020-00705-2
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00117-020-00705-2
Schlüsselwörter
- Aneurysmale Knochenzyste
- Solitäre Knochenzyste
- Fibröse Dysplasie
- Osteofibröse Dysplasie Campanacci
- Nichtossifizierendes Knochenfibrom