Zystische intrakranielle und auch intraspinale Läsionen sind nicht so selten und bereiten manchmal Schwierigkeiten in der Differenzialdiagnose. Das Wissen um das Auftreten von zystischen Läsionen und deren Einordnung ist deshalb eminent wichtig. Bei der Bildgebung des Neurokraniums sind intrazerebrale Zysten häufig und haben nicht immer einen Krankheitswert. Das Spektrum der intrazerebralen Zysten ist jedoch sehr groß und beinhaltet neben inzidentellen Befunden auch Entwicklungsstörungen, Missbildungstumoren, primäre und sekundäre Neoplasien sowie infektiologische Ursachen, wie z. B. zerebrale Abszedierungen, die Zystizerkose oder Residuen nach konnataler Zytomegalievirus(CMV)-Infektion. Intrazerebrale zystische Defekte lassen sich auch bei entzündlichen ZNS-Erkrankungen wie der multiplen Sklerose (MS), aber auch bei Mitochondriopathien, bei Leukodystrophien, nach Elektrolytentgleisungen als Residuen einer Myelinolyse oder nach Hirninfarkten z. B. bei alten lakunären Infarkten beobachten.

Die häufigste Läsion ist neben dem Vorkommen von Virchow-Robin-Räumen die Arachnoidalzyste. Eine oft anzutreffende Lokalisation ist die mittlere Schädelgrube, wo diese flüssigkeitsgefüllten, oft im Signalverhalten liquorisointense Zysten das Hirnparenchym verdrängen. Arachnoidalzysten werden als Fehlbildungen der Meningen angesehen, die in der Embryonal- oder Perinatalzeit durch unspezifische Schädigungen, wie Entzündungen oder Verletzungen, entstehen. Meist sind sie asymptomatisch, können aber durch einen raumfordernden Effekt unter Umständen eine neurologische Symptomatik verursachen. Bei fehlenden klinischen Symptomen ist dieser Befund, abhängig von der Größe, als nicht krankheitsrelevanter Befund einzustufen.

Virchow-Robin-Räume sind perivaskuläre Erweiterungen, die oft in den Stammganglien, supratentoriell kortikal aber auch im Mesenzephalon vorkommen und ebenfalls fast nie eine Therapie benötigen. Differenzialdiagnostisch sind diese zystischen Befunde vor allem von lakunären Infarkten abzugrenzen. Viele Erkrankungen, wie die Alzheimer-Erkrankung, zerebrovaskuläre Erkrankungen, Schädel-Hirn-Trauma, werden in Zusammenhang mit erweiterten Virchow-Robin-Räumen gebracht. Mit modernen Bildgebungssequenzen lassen sich Arachnoidalzysten sowie Virchow-Robin-Räume von zystischen Tumoren und lakunären Infarkten, aber auch von MS-Herden meist eindeutig differenzieren. Sowohl Arachnoidalzysten als auch Virchow-Robin-Räume zeigen im Gegensatz zu zystischen Tumoren, wie das Hämangioblastom oder das pilozytische Astrozytom, kein Kontrastmittelenhancement.

Neuroepitheliale Zysten sind meist in Nachbarschaft zu den Seitenventrikeln gelegen.

Die magnetresonanztomographische (MR-)Zisternographie ist bei bestimmten Fragestellungen, die Pathologien des Liquorraums betreffen, eine hilfreiche Zusatzuntersuchung. Die intrathekale Gabe von gadoliniumhaltigem Kontrastmitteln erfolgt jedoch zulassungsüberschreitend, worüber Patienten gesondert aufgeklärt werden müssen.

Zysten treten auch spinal auf, hier häufig die primäre Arachnoidalzyste, die extradural, dorsal oder dorsolateral gelegen ist und meist in der unteren Brustwirbelsäule vorkommt. Davon abzugrenzen sind die sekundären Arachnoidalzysten, die keine bevorzugte Lokalisation aufweisen, intradural aber auch extradural vorkommen können und dann einen kongenitalen Duradefekt oder eine Herniation der Arachnoidea aufweisen. Sekundäre Arachnoidalzysten treten postoperativ, posttraumatisch, postentzündlich oder nach spinalen Hämorrhagien auf. Differenzialdiagnostisch sind das seltene Vorkommen einer Rückenmarkherniation, die Synovialzyste, durale Ektasien und enterogene Zysten zu bedenken.

Bei intrakraniellen und intraspinalen Zysten ist es notwendig, nicht krankheitsrelevante Zysten, wie die Virchow-Robin-Räume, eindeutig von behandlungsbedürftigen Veränderungen, wie niedriggradige astrozytäre Tumoren, zu unterscheiden.

Ihr

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Prof. Dr. Wolfgang Reith