Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Prostataerkrankungen und insbesondere das Prostatakarzinom sind komplexe Erkrankungen, die mit ihren spezifischen Charakteristika wie Alter der Patienten, mutmaßliche Komorbiditäten und der Vielzahl von Behandlungsoptionen, differenzierte Diagnose- und Behandlungsentscheidungen erfordern.

Das Prostatakarzinom ist das häufigste Malignom des Mannes in Europa. Auf den ersten Blick erscheint die Behandlung einfach. Wie die aktuelle Diskussion der letzten Jahre zeigt, ist jedoch eine wesentlich differenziertere Betrachtung nötig, um einerseits dem jeweiligen Erkrankungsstadium und andererseits den Bedürfnissen der Betroffenen gerecht zu werden. Letztlich muss sichergestellt werden, dass es insbesondere in den frühen Erkrankungsstadien nicht zu einer Überbehandlung kommt.

Den Forschungs- aber auch Diskussionsaktivitäten vieler Kollegen, die sich über die Jahre intensiv mit der Prostatabildgebung beschäftigt haben so wie dem Engagement der ESUR (European Society of Uroradiology) ist es zu verdanken, dass die MRT, insbesondere in der Form der multiparametrischen Bildgebung, den Referenzstandard bei der nicht-invasiven Diagnostik der Prostata darstellt. Dies wurde  von den urologischen Kollegen erkannt und umgesetzt. So findet sich nun die multiparamatrische MRT in den Leitlinien der EAU integriert in den Diagnoseprozess (European Association of Urology; die Leitlinien kann auf der Webseite https://uroweb.org/guideline/prostate-cancer in der aktuellen Fassung abgerufen werden).

Unter Umständen haben Sie in Ihrer täglichen Praxis die MRT der Prostata ja schon integriert oder die vermehrten Anforderungen nach differenzierter MR-Diagnostik durch Urologen bemerkt.

Einmal Anlass mehr, uns intensiv mit der Diagnostik und minimal-invasiven Therapie von Prostataerkrankungen, die von uns angeboten werden kann, zu beschäftigen. In diesem Themenheft haben wir deshalb die aktuellsten Themen, die die Rolle des Radiologen bei Diagnostik und Therapie der Prostata bestimmen, zusammengestellt.

Nach der Einführung in das Thema durch den Urologen – was nicht nur heißt, was der Urologe vom Radiologen wissen möchte, sondern vielmehr, was muss der Radiologe für den Urologen wissen – werden Ultraschall einschließlich Elastographie, die multiparametrische MRT und schließlich die PET/CT mit hochspezialisierten Tracern dargestellt. Darüber hinaus finden Sie auch Beiträge zu den minimalinvasiven Behandlungsmöglichkeiten gerade von den häufigen, benignen Prostataerkrankungen.

Es freut mich besonders, dass wir auch für dieses Heft zahlreiche Experten gewinnen konnten, die seit Jahren führend auf dem Gebiet der Diagnostik und Therapie der Prostataerkrankungen sind und die in ihren Beiträgen für uns (fast) alles, was wir schon immer über die Prostata wissen wollten, umfänglich und trotz der Komplexität übersichtlich dargestellt haben.

Mit herzlichen Grüßen und viel Spaß beim Lesen,

Ihr

figure b

Prof. Dr. Thomas Helmberger