Liebe Leserinnen und Leser,

die Magnetresonanztomographie (MRT) des Abdomens hat über Jahrzehnte ihren Stellenwert in der Abklärung abdomineller Erkrankungen aufgrund der zahlreichen Vorteile gegenüber den übrigen Bildgebungsmodalitäten etabliert. Neben dem überlegenen Weichteilkontrast der konventionellen Standardsequenzen (T2w, T1w plus/minus Kontrastmittel) bietet die zeitgemäße MRT zahlreiche moderne Techniken inklusive „diffusion weighted imaging“ (DWI), „susceptibility weighted imaging“ (SWI), MR-Spektroskopie (MRS), MR-Elastographie etc. Diese Techniken erlauben nicht nur eine subjektive Befundung, sondern auch eine objektive bzw. quantitative Beurteilung der Untersuchung. Zusätzlich stehen hepatobiliäre Kontrastmittel für die Leberbildgebung und hormonähnliche Substanzen, wie Sekretin für die Pankreasbildgebung, zur Verfügung, welche die Untersuchung funktioneller Gewebeeigenschaften ermöglichen. Somit können sowohl diffuse als auch durch fokale Pathologien hervorgerufene Veränderungen morphologisch und funktionell in einer einzigen Untersuchung visualisiert und quantifiziert werden. Die gemeinsame Erfassung dieser verschiedenen Gewebeeigenschaften wird als multiparametrische Bildgebung bezeichnet. Sie ermöglicht eine akkurate Diagnose an Organen, deren anatomische Lage eine invasive Diagnosestellung erschwert und mit Risiken behaftet.

Diese Ausgabe von Der Radiologe enthält einen ausgewählten Überblick über aktuelle und zukünftige Anwendungen der abdominellen MRT vom Oberbauch bis in das Becken. Diskutiert werden in zwei Artikeln zur MRT der Leber neben einem zeitgemäßen multiparametrischen Bildgebungsprotokoll zur Beantwortung spezifischer klinischer Fragestellungen auch die offenbar prognostisch bedeutsame funktionelle Darstellung diffuser Lebererkrankungen, u. a. mittels MRT-spezifischer Kontrastmittel. Ein weiterer Artikel widmet sich der Bildgebung der Nieren, ebenfalls mit Schwerpunktsetzung auf die potenzielle Bedeutung multiparametrischer Methoden mit – sowie bei Erkrankungen der Niere besonders bedeutsam – und ohne die Notwendigkeit einer intravenösen Kontrastmittelgabe. Dies ist im Hinblick auf die aufgrund des Nachweises von Gadoliniumablagerungen im Gehirn erneut entfachte NSF (nephrogene systemische Fibrose) -Debatte besonders wichtig. Der zunehmenden Verbreitung auch außerhalb akademischer Schwerpunktzentren trägt ein Übersichtsartikel zur MRT der Prostata Rechnung – hier werden Hintergrund, Indikationen, klinisches Management, multiparametrische MRT-Techniken sowie die standardisierte Befundung organbezogen dargestellt. Abdominelle MRT bedeutet aber nicht nur die Darstellung parenchymatöser Organe. Die MRT des Dünndarmes – längst vom Sonderverfahren zum diagnostischen Standard etabliert – ist Thema einer weiteren Abhandlung. Die geneigten LeserInnen finden neben dediziert organbezogenen Artikeln auch Übersichten zu dem jungen Gebiet der kombinierten Positronenemissionstomographie-MRT (PET-MRT) sowie zur Strahlentherapieplanung onkologischer Patienten mithilfe funktioneller MRT-Diagnostik. Beide Gebiete haben bislang nur erste Schritte in die praktische Anwendung unternommen und versprechen Diagnosestellung und Therapieplanung zu revolutionieren.

Die Zukunft wird zeigen, ob sich die dargestellten funktionellen multiparametrischen MRT-Methoden klinisch dauerhaft etablieren. Kritisch wird hier die mögliche Redundanz multiparametrischer Informationen zu hinterfragen sein. Ein Bildgebungsprotokoll sollte neben einer möglichst akkuraten Diagnosestellung auch die dafür notwendige Gerätezeit beachten und minimieren. Fakt ist auf allen dargestellten Gebieten auch die Notwendigkeit einer Standardisierung in Akquisition, Interpretation und Dokumentation. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es sicherlich einer interdisziplinären Gesamtanstrengung aller bildgebenden Fächer.

Viel Freude bei der Lektüre wünschen Ihnen,

Ihre

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Assoc. Prof. PD Dr. Pascal Baltzer

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Dr. Ahmed Ba-Ssalamah

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Prof. Dr. Christian Herold