Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

in der letzten Dekade sind wir Zeugen eines rasanten medizinischen Fortschritts auf dem Gebiet transkutaner Behandlungsverfahren bei Herzklappenerkrankungen geworden. Für die Aortenklappenstenose hat die randomisierte Multicenterstudie PARTNER das kathetergestützte Verfahren bereits mit solider klinischer Evidenz unterlegt und zu einer sehr schnellen klinischen Adaptation beigetragen. Es ist zu erwarten, dass sich in den nächsten Jahren weiter konkretisieren wird, welche Patienten von einem transkutanen Vorgehen besonders profitieren.

Parallel zu dieser Entwicklung sind die Herzklappen zunehmend in den Fokus der radiologischen Bildgebung gerückt: Anders als beim offenen chirurgischen Klappenersatz müssen die anatomischen Verhältnisse bei der transapikalen oder transfemoralen kathetergestützten Klappenimplantation vor dem Eingriff genauestens hochauflösend dargestellt werden, um die Wahl des richtigen Klappenmodells in der richtigen Größe zu gewährleisten.

Primäre bildgebende Modalität der Herzklappendiagnostik bleibt die Echokardiographie, da sie bei überschaubarem Untersuchungsaufwand breit verfügbar ist. Der Beitrag von Michael Näbauer gibt Ihnen einen Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen dieser Methode und macht deutlich, für welche Fragen eine ergänzende schnittbildgebende Diagnostik notwendig und sinnvoll ist.

Mit der Möglichkeit, sehr schnell große anatomische Bereiche detailgenau abzubilden, hat die Computertomographie eine etablierte Rolle bei der Diagnostik aortaler Pathologien. Welche Erkrankungen im Bereich der Herzklappen mit der Computertomographie beantwortet werden können, wird in dem Beitrag von Hatem Alkadhi et al. gezeigt.

Bei der magnetresonanztomographischen Untersuchung werden routinemäßig dynamische Sequenzen der Klappenbewegung angefertigt. Zudem erlaubt eine korrekt durchgeführte Phasenkontrastflussmessung weitreichende Aussagen über das Vorhandensein und den Schweregrad einer Klappenstenose oder -insuffizienz. Was es hier zu beachten gilt, lesen Sie im Beitrag von Joachim Lotz et al.

Zwei weitere Manuskripte zeigen beispielhaft die bedeutsame Rolle, die dem Radiologen bei der Planung eines transkutanen Klappenersatzes zukommt: Kerstin Bauner gibt Ihnen einen Überblick über den Stellenwert der Bildgebung vor perkutanem Ersatz der Pulmonalklappe – ein Verfahren, das in der Regel bei jüngeren Patienten nach herzchirurgischer Operation im Bereich des rechtsventrikulären Ausflusstrakts angewendet wird. Mit einer deutlich älteren Patientenkohorte beschäftigt sich der Beitrag über die Bildgebung vor perkutanem Ersatz der Aortenklappe (TAVI): Matthias Gutberlet et al. stellen hier anschaulich dar, welche Informationen die behandelnden Kardiologen oder Herzchirurgen benötigen.

Sowohl nach kathetergestützter Klappenimplantation als auch nach offen-chirurgischem Klappenersatz kann es zu Komplikationen kommen – wie einem paravalvulären Abszess oder einer paravalvulären Regurgitation. Das Wissen über typische Komplikationen ist für die korrekte Diagnose und entsprechend frühzeitige Therapie erforderlich. Mit einem Überblick über die Bildgebung nach Klappenersatz runden Eike Nagel et al. dieses Themenheft ab.

Wir hoffen, Ihnen mit dem vorliegenden Schwerpunktheft einen verständlichen und für die klinische Praxis nützlichen Überblick über die Bildgebung bei Erkrankungen der Herzklappen zu geben. An dieser Schnittstelle zu den modernen Verfahren der Kardiologie und Herzchirurgie hat die Radiologie einen hohen Stellenwert bei der Planung komplexer Eingriffe und wird auch in Zukunft einen unverzichtbaren Beitrag zur Patientensicherheit leisten.

Viel Freude beim Lesen wünschen Ihnen

Dr. Florian Schwarz

Prof. Dr. Maximilian F. Reiser