Prof. Dr. med. Hans-Dieter Weiss, Direktor des Instituts für Radiologie der Universität zu Lübeck von 1980 bis 2003, verstarb überraschend nach kurzer schwerer Erkrankung am 31.07.2005.

Hans-Dieter Weiss wurde am 06.06.1938 in Rottweil am Neckar geboren. Nach seiner Schulzeit in Tübingen und am humanistischen Gymnasium in Bad Wurzach machte er 1958 sein Abitur und nahm anschließend das Medizinstudium in Tübingen auf. Schon nach 3 Semestern zog es ihn nach München, wo er seine spätere Ehefrau, Frau Dr. med. vet. Heidi Behringer kennen lernte und 1965 heiratete, nachdem er 1964 sein Staatsexamen abgelegt hatte.

1965 begann er als Medizinalassistent in der Klinik Biederstein in München seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin, die er 1970 abschloss. Danach leistete er seinen Wehrdienst als Stabsarzt ab, und es wurden die beiden Kinder der Familie Weiss geboren. Vermutlich war er schon damals von dem ihn kennzeichnenden wissenschaftlichen Erkenntnisdrang beseelt, der ihn dazu brachte, wieder an die Universität zu gehen. Bei Prof. Herrmann Anacker am Institut für Röntgendiagnostik des Klinikums rechts der Isar absolvierte er die Weiterbildung zum Radiologen und wurde Oberarzt.

Mit Herrmann Anacker verband ihn ein tiefes Interesse für die Diagnostik des Abdomens, insbesondere des hepatobiliären Systems. Beide gehörten zu den Pionieren der ERCP, die sich damals, wie die Endoskopie, in den Kinderschuhen befand. Die Arbeiten von Hans-Dieter Weiss über die Methodik und Bewertung der ERCP wurden mit größtem Interesse und Anerkennung aufgenommen und überzeugten durch ihre Klarheit und wissenschaftliche Stringenz. Dieses Thema war auch Gegenstand seiner Habilitationsschrift (1978), und wegen seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistungen wurde er von der Deutschen Röntgengesellschaft mit dem Holthusen-Ring ausgezeichnet.

Im gleichen Jahr wurde er auf den Lehrstuhl für Radiologie und zum Direktor des Instituts für Radiologie der Medizinischen Hochschule zu Lübeck berufen, das bei seinem Dienstantritt wahrlich klein und bescheiden (mit 3 Ärzten und 12 MTRAs) ausgestattet war. Hans-Dieter Weiss hat mit konsequenter und gedeihlicher Arbeit daraus ein großes und modernes Institut aufgebaut. Der Umzug in das neue Zentralklinikum 1990 markierte daher eine markante Etappe auf diesem äußerst erfolgreichen Weg.

Hans-Dieter Weiss zeichnete sich durch sein offenes, freundliches und würdevolles Wesen aus und war an den Menschen in seiner Umgebung persönlich und ehrlich interessiert. Wir werden sein verschmitztes Lächeln und seinen hintergründigen Witz nicht vergessen. Für seine Mitarbeiter und Schüler war er ein kenntnisreicher, erfahrener Lehrer und ein inspirierender Mentor. Auf vielen Gebieten der diagnostischen und interventionellen Radiologie wurden wichtige und interessante Forschungsarbeiten von ihm und seinen Mitarbeitern publiziert, sodass das Radiologische Institut der Universität zu Lübeck ein immer höheres Ansehen errang.

1999 wurde ihm die Präsidentschaft des Deutschen Röntgenkongresses übertragen, und es gelang Hans-Dieter Weiss nicht nur, einen wissenschaftlich und didaktisch überaus erfolgreichen Kongress zu organisieren, sondern ihm auch eine ganz persönliche Note zu verleihen. Auch als Vorsitzender anderer wichtiger radiologischer Gesellschaften wie der Norddeutschen Röntgengesellschaft, der Deutsch-Polnischen Röntgengesellschaft und der Deutsch-Finnischen Röntgengesellschaft, erwarb er sich größte Anerkennung und Hochschätzung. So erhielt er 2000 die Ehrenmitgliedschaft der Ungarischen Röntgengesellschaft sowie die Ehrenmedaille der Norddeutschen Röntgengesellschaft 2004.

Nach seiner Emeritierung im Oktober 2003 blieb ihm leider nur noch kurze Zeit, um sich seiner Familie und seinen persönlichen Neigungen und Interessen intensiver zu widmen. Am 31.07.2005 verstarb Hans-Dieter Weiss nach kurzer und schwerer Krankheit. Er wird uns als besonders liebenswerter Kollege und Freund sowie als Forscher und Arzt in Erinnerung bleiben, der sehr viel für die Radiologie geleistet hat.

Prof. Dr. Dr. h.c. Maximilian Reiser

Prof. Dr. Stefan Delorme

Prof. Dr. Thomas Helmberger

Prof. Dr. Herwig Imhof

Prof. Dr. Wolfgang Reith