Zusammenfassung
Polyneuropathie und Enzephalopathie sind seit kurzem als Berufskrankheit (BK 1317) zu entschädigen, wenn sie durch organische Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemische am Arbeitsplatz verursacht worden sind. Medizinische Voraussetzung ist die Diagnose der Polyneuropathie oder Enzephalopathie sowie deren differentialdiagnostische Abgrenzung gegenüber anderen organischen Ursachen sowie – im Falle der Enzephalopathie – gegenüber andersartigen psychischen Störungen, z.B. depressiven Störungen oder Somatisierungsstörungen.
Die Beurteilung des Ursachenzusammenhanges zwischen Einwirkungen am Arbeitsplatz einerseits und der Erkrankungen andererseits ist schwierig und erfordert besondere Erfahrungen von seiten der Gutachter. Im Rahmen des interdisziplinären Vorgehens müssen zahlreiche internistische und neuropsychiatrische Differentialdiagnosen berücksichtigt werden. Die gesicherten arbeitsmedizinisch-neurotoxikologischen Kriterien, die für und gegen einen Ursachenzusammenhang sprechen, sind im Einzelfall umfassend zu prüfen. Möglichkeiten und Grenzen moderner diagnostischer Verfahren (Neurophysiologie, Neuropsychologie, bildgebender Methoden) sind bei der Kausalanalyse zu beachten. Für die Prognose sind die Beendigung der ursächlichen Expositionen und Maßnahmen der Rehabilitation entscheidend. Die Berufskrankheit ist im Einzelfall entsprechend der dadurch ausgelösten Minderung der Erwerbsfähigkeit zu entschädigen.
Summary
Solvent induced polyneuropathy and encephalopathy have been acknowledged quite recently as occupational diseases in Germany. For compensation first of all the diagnosis has to be proven. For differential diagnosis other known causes as well as non-organic mental diseases must be taken into consideration. The causality between proven exposures and diagnosed disease has at least to be probable. To evaluate causation extensive experience of the experts is needed. In this context scientific criteria regarding neurotoxicity of the solvent, duration of exposure, individual aspects of non-occupational influences, time course of the disease are important within a thorough synoptic evaluation. Possibilities and limitations of sensitive diagnostic measures such as neurographic, neuropsychologic and neuroimaging examinations are discussed. The prognosis of toxic polyneuropathy and encephalopathy is in general favorable if exposure has stopped. Additionally, adequate therapy and rehabilitation measures are supportive for a good prognosis.
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Triebig, G., Grobe, T. & Dietz, M. Polyneuropathie und Enzephalopathie durch organische Lösungsmittel und Lösungsmittelgemische Arbeitsmedizinische und neurologische Aspekte zur neuen Berufskrankheit. Nervenarzt 70, 306–314 (1999). https://doi.org/10.1007/s001150050441
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001150050441