Komorbidität bei psychiatrischen Krankheiten Einige theoretische Überlegungen

Zusammenfassung

Komorbidität ist in den letzten 10 Jahren zu einem wichtigen Thema in der Psychiatrie geworden, was sich auch in der Zahl der entsprechenden Publikationen widerspiegelt. Theoretische und geschichtliche Hintergründe dieser Entwicklung werden diskutiert, außerdem werden verschiedene Definitionen und Modelle für das Phänomen “Komorbidität” dargestellt. Es gibt zahlreiche methodische Schwierigkeiten zu konstatieren. Ausgehend von der klinischen Bedeutung der Komorbidität wird in der abschließenden Diskussion festgestellt, dass (1) Komorbidität eine zwangsläufige methodische Konsequenz der Diagnosestrategie und der immer weitergehenden Diversifizierung von ICD-10 und DSM-IV ist, dass (2) Komorbiditätsphänomene unzweifelhaft klinisch bedeutsam sind, dass aber (3) die in ICD-10 und DSM-IV vorgegebenen Diagnosestrategien hinsichtlich Komorbidität in der Praxis kaum zu realisieren sind.

Abstract

During the last 10 years, comorbidity has become an important topic in psychiatric research, leading to a growing number of publications. We discuss the theoretical and historical background of this development and present definitions and models for the phenomenon. Methodological difficulties have to be stated: considering its clinical consequences, we conclude that (1) comorbidity is an inevitable methodological consequence of the diagnostic strategies and continued diversification of DSM-IV and ICD-10, (2) there is little doubt of its relevance in the clinical context, and (3) the diagnostic strategies of DSM-IV and ICD-10 concerning comorbidity are difficult to follow in clinical reality.