Felix Böcker wurde am 18.12.1931 in Havixbeck als Sohn des Nervenarztes Hans Böcker geboren; er verstarb am 13.02.2022 in Naumburg, Saale.

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Professor Dr. med. Felix Böcker (Mit freundlicher Genehmigung von Priv. Doz. Dr. med. Felix M. Böcker, Naumburg, im Namen der Familie)

Prof. Dr. Felix Böcker gehört zu den Urgesteinen deutscher Psychiatrie in den 1960er- bis 1990er-Jahren. Die damalige Psychiatrie war noch sehr geprägt von den Leiden des Dritten Reiches und den Kriegsfolgen, anderseits unter Entwicklungsdruck aufgrund zunehmender Überfüllung der psychiatrischen Kliniken, weltweit beginnender sozial- und gemeindepsychiatrischer Gedanken sowie einer aufstrebenden Psychopharmakologie und biologischen Psychiatrie.

Prof. Dr. Felix Böcker studierte Medizin an der Universität zu Köln. Nach der Ausbildung zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie promovierte er 1960 in Köln, ging nach Erlangen an die Psychiatrische und Neurologische Universitätsklinik zu Prof. Dr. H. H. Wieck, wo er 1971 habilitierte und 1977 zum apl. Prof. ernannt wurde.

Im Jahr 1975 wurde er Ärztlicher Direktor des „Nervenkrankenhauses“ des Bezirks Oberfranken und übte dieses Amt bis 1996 aus. In diese Zeit fiel die Etablierung der Klinik für Neurologie und einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, vor allem aber die Enthospitalisierung von fast der Hälfte der 1975 noch etwa 1500 Patienten, die er vor dem Hintergrund ausgeprägter sozial- und gemeindepsychiatrischer Orientierung auch gegen finanzielle Bedenken des Trägers vorantrieb.

Prof. Dr. Felix Böcker war vielseitig interessiert und wissenschaftlich wie praktisch aktiv. 1973 erschien seine Monographie zur Suizidforschung, im selben Jahr war er Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention, der er bis 1976 vorstand. Prof. Böcker war immer auch psychiatriepolitisch tätig, 1986/87 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde (DGPN).

Im Kontext der Psychiatrie-Enquete waren Enthospitalisierung, Sozialpsychiatrie und Gemeindepsychiatrie zentrale Themen, die er gemeinsam mit ärztlichen, psychologischen und pflegerischen sowie sozialpädagogischen MitarbeiterInnen unbeirrt verfolgte.

Seine Schüler haben ihm viel zu verdanken. Klinische Praxis gegründet auf solider Kenntnis der Psychopathologie, Aufbau einer sozialpsychiatrisch verstandenen Versorgung in der Region, enge Verbindung zu Forschung und Lehre, Somatik und nicht zuletzt die Kunst der Politik im Interesse der Kranken wie der MitarbeiterInnen hat er vermittelt. Acht seiner Schüler leiteten psychiatrische Kliniken als Direktoren, drei von ihnen lehrten zudem als Professoren an Universitäten.

Ein weiteres Lebensthema war die Kunst, die er förderte, sammelte und die er auch in die Klinik brachte.

Felix Böcker war Ritter des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Prof. Dr. med. Felix Böcker hat die deutsche Psychiatrie entscheidend mitgeprägt. Wir trauern um ihn.

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Manfred Wolfersdorf, Bayreuth, Nachfolger als ÄD 1997 bis 2016

Prof. Dr. med. Wolfgang Weig, Ltd. Oberarzt am BKH Bayreuth bis 1988, Ärztlicher Direktor des Niedersächsischen Landeskrankenhauses Osnabrück 1989 bis 2008, Direktor des Zentrums für psychische Gesundheit der Niels-Stensen-Kliniken Osnabrück 2008 bis 2016