Herz und Hirn stehen in vielfältigen Beziehungen zueinander: Vaskuläre Erkrankungen von Herz und Gehirn werden durch die gleichen Risikofaktoren bedingt und weisen Parallelen hinsichtlich ihrer Pathogenese auf. Patienten mit zerebraler Ischämie haben ein hohes Herzinfarktrisiko und profitieren im Rahmen der Sekundärprävention durch eine Reduktion der Ereignisse in beiden Stromgebieten [1, 2, 3]. Umgekehrt haben Patienten mit koronarer Herzkrankheit und Patienten mit Herzinsuffizienz ein erhöhtes Schlaganfallrisiko [1, 2, 3].

Das Herz ist eine wichtige Emboliequelle. Eine besondere Bedeutung kommt dem Vorhofflimmern zu, welches jedem 4. Schlaganfall zugrunde liegt. Neue Entwicklungen hinsichtlich der Antikoagulation, der antiarrhythmischen Therapie sowie interventionelle Techniken werden das therapeutische Spektrum in den nächsten Jahren wesentlich erweitern und sind echte „Herz-und-Hirn-Themen“, erfordern sie doch eine enge Zusammenarbeit zwischen Kardiologen und Neurologen [4].

Neue Strategien erfordern die enge Zusammenarbeit von Kardiologen und Neurologen

All dies war Motivation für das vorliegende Leitthemenheft „Herz und Hirn“. Im ersten Beitrag werden epidemiologische Faktoren der koronaren Herzkrankheit und des Schlaganfalls gegenübergestellt. Für beide Erkrankungen trifft zu, dass aufgrund der erfolgreichen Sekundärprävention die Mortalität gesunken ist. Aufgrund der steigenden Lebenserwartungen und der damit verbundenen größeren Zahl älterer Menschen werden jedoch die absoluten Zahlen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall in der EU von 1,1 Mio. Betroffenen im Jahr 2000 auf 1,5 Mio. im Jahr 2025 ansteigen. Dies bedeutet gleichzeitig eine Zunahme älterer Menschen mit Mehrfachmedikation. Allerdings liegt der Anteil der Patienten nach Schlaganfall und kardiovaskulären Erkrankungen, die die zur Sekundärprävention verordneten Medikamente nicht dauerhaft einnehmen, bei 20–50%. Strategien mit dem Ziel der Verbesserung der Einnahmetreue könnten daher einen hohen Nutzen sowohl für den Patienten als auch hinsichtlich der Behandlungskosten erbringen. Dies wird jedoch nur durch umfangreiche Maßnahmen wie eine individuelle Patientenberatung, Medikationsmanagement, z. B. mithilfe von Wochenblistern, und eine patientenbezogene individualisierte Therapie möglich sein, deren Wirksamkeit allerdings überprüft werden muss.

Der Detektion von Vorhofflimmern kommt eine große Bedeutung zu. Bei jedem 20. Patienten führt der Schlaganfall zur Erstdiagnose von Vorhofflimmern. Vorhofflimmern rechtzeitig zu erkennen, ist daher Ziel der Prävention. Ein besserer Nachweis während des Monitorings auf der Stroke-Unit, eine Verlängerung der Holter-EKG-Aufzeichnungen von 24 h auf 7 Tage sowie der Einsatz implantierbarer Ereignisrekorder für ausgewählte Patienten können die Detektion von bisher unbekanntem Vorhofflimmern wesentlich erhöhen.

Eine potenzielle neue Möglichkeit, das Risiko kardialer Embolien bei Vorhofflimmern zu minimieren, ist der interventionelle Verschluss des Vorhofohrs. Auch wenn die Studienlage zu dieser noch jungen interventionellen Technik nicht befriedigend ist, so kann die Indikation bei Patienten mit erhöhtem Blutungsrisiko unter Antikoagulation und gleichzeitigem hohem Embolierisiko bei Vorhofflimmern in Einzelfällen gestellt werden. Auch in Bezug auf die pharmakologische Prävention von Schlaganfällen bei Vorhofflimmern gibt es vielversprechende neue Präparate. Die Entwicklung spezifisch an den zentralen Gerinnungsfaktoren Thrombin und Faktor Xa ansetzender oraler Inhibitoren ermöglicht eine zuverlässige Antikoagulation ohne regelmäßiges Gerinnungsmonitoring. Jetzt stehen belastbare klinische Studiendaten zur Verfügung, um zu entscheiden, welche Patienten von den neuen Thrombin- und Faktor-Xa-Hemmern profitieren können.

Im letzten Jahr hat die Arbeitsgemeinschaft Herz und Hirn der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft zu der Bedeutung und den Behandlungsmöglichkeiten einer zerebralen Ischämie bei Herzkatheteruntersuchungen in einem Konsensuspapier Stellung genommen [3]. Allerdings ist die neurologische Expertise auch bei herzchirurgischen Eingriffen gefragt. Der letzte Beitrag in diesem Themenheft referiert daher die kognitive Beeinträchtigung nach kardiochirurgischen Eingriffen, bei der Mikroembolisation und vorbestehende zerebrovaskuläre Risikofaktoren eine wesentliche Rolle spielen, und diskutiert präventive Strategien.

Als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Herz und Hirn freuen wir uns, Ihnen einen aktuellen Überblick über wichtige Herz- und Hirnthemen geben zu können. Wir bedanken uns bei den Autoren für die Beiträge und setzen auf weiterhin gute Zusammenarbeit.

Prof. Dr. Joachim Röther

Prof. Dr. Ulrich Laufs