Prozess – Entwicklung – Persönlichkeitswandel

Zusammenfassung

Der von Venzlaff 1958 beschriebene „erlebnisbedingte Persönlichkeitswandel“ wird als ein Prototypus der „andauernden Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung“ (ICD-10 F62.0) dargestellt. Die Symptomatik dieses posttraumatischen Syndroms verweist auf tiefgreifende und irreversible Veränderungen des Selbst- und Weltbildes der Betroffenen, die sich als ein existenzieller Perspektivenwandel verstehen lassen. Venzlaff spricht hier im Rückgriff auf anthropologisch orientierte Texte von Straus und Müller-Suur zu psychotraumatologischen Grundfragen von einem „unheilbaren Bruch der Daseinsordnung“. In weitergehenden Überlegungen wird versucht, das Phänomen des erlebnisbedingten Persönlichkeitswandels in den Kontext des psychopathologischen Problemfeldes von Prozess und Entwicklung einzuordnen und als einen psychischen Prozess i. S. von Jaspers zu begreifen.

Summary

The“erlebnisbedingte Persönlichkeitswandel” (reactive personality change) described by Venzlaff in 1958 is characterized here as a prototype of “enduring personality change after catastrophic experience” (ICD-10 F62.0). The symptoms of this post-traumatic syndrome indicate profound and irreversible changes in the individual’s view of the world and herself. Referring to more anthropologically oriented psychotraumatological studies by Straus and Müller-Suur, Venzlaff interprets this syndrome as an “incurable disruption of the patient’s existence” (“unheilbarer Bruch der Daseinsordnung”). The author attempts to integrate the phenomenon of reactive personality change into the wider context of the psychopathological problem of process and development and to understand it, in the term of Jaspers’ “general psychopathology”, as a ”psychic process”.