Zusammenfassung
Hintergrund
In einer Vielzahl von Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass Kurzinterventionen geeignet sind, das Trinkverhalten bei Problemtrinkern und Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit zu beeinflussen. Das betriebliche Umfeld ist in besonderem Maße geeignet, auf problematisches Trinkverhalten der Mitarbeiter Einfluss zu nehmen. Wir berichten über den Langzeitverlauf alkoholauffälliger Mitarbeiter nach einer werksärztlichen Kurzintervention.
Material und Methoden
Das Trinkverhalten von 100 Mitarbeitern wurde entsprechend den Kriterien der WHO eingeteilt. Unter Verwendung der Prinzipien der motivierenden Gesprächsführung wurden die Mitarbeiter aufgefordert, den Alkoholkonsum zu reduzieren bzw. einzustellen und sich zu einem Kontrolltermin wieder vorzustellen. Der Follow-up-Zeitraum betrug durchschnittlich 2,03±1,49 Jahre (MW ± SD). Erhoben wurde das Trinkverhalten (TLFB, Time Line Follow Back), biologische Marker (GGT, CDT, MCV), Daten zur Veränderung der persönlichen Situation und Gründe und Auslöser für eine Veränderung.
Ergebnisse
Fünfundvierzig Prozent der Mitarbeiter kamen durch die Empfehlung des Vorgesetzten zum Werksärztlichen Dienst, 24% aus eigener Initiative. Es fanden sich 82% Mitarbeiter mit der Diagnose einer Alkoholabhängigkeit, 4% mit der Diagnose eines schädlichen Gebrauchs, 6% mit einem riskanten Konsum und 8% mit einem fraglich riskanten Konsum. Zum Katamnesezeitpunkt waren 78% der ursprünglich als abhängig diagnostizierten Mitarbeiter abstinent. Für die zum Erstkontakt Nichtabhängigen zeigte sich, dass zum Katamnesezeitpunkt 17% abstinent waren und auch hier die Gesamttrinkmenge signifikant um 79,3% verringert war. Besonders in den Bereichen Lebenszufriedenheit, Gesundheitszustand und Arbeitplatzzufriedenheit zeigten sich Verbesserungen.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen, dass eine werksärztliche Kurzintervention im Betrieb geeignet ist, das Trinkverhalten auffälliger Mitarbeiter effizient und effektiv zu beeinflussen. Ein hilfreicher Anstoß zur Veränderung des Trinkverhaltens ist die Angst vor beruflicher Zurückstufung oder Arbeitsplatzverlust.
Summary
Background
Many examinations have shown that brief medical interventions are useful when seeking to influence the drinking behavior of problem drinkers and alcohol-dependent subjects. The working environment is particularly useful when trying to influence problematic drinking behavior. Our report is about the long-term effects on alcoholic employees.
Methods
The drinking behavior of 100 employees was categorized according to WHO criteria. By motivational interviewing, the employees were asked to reduce their alcohol consumption or quit completely and then come back at a later control date. The data collected was: drinking behavior (TLFB, time-line follow-back), biological markers (GGT, CDT, MCV), changes in personal situations, and the factors and reasons involved.
Results
Forty-five percent of the employees went to their company physician after recommendation by their supervisors, and 24% went on their own initiative. Of the employees examined, 82% were diagnosed as being alcohol-dependent, 4% as harmful abusers, 6% as risky drinkers, and 8% as questionably risky drinkers. At the time of catamnesis, 78% of the employees that were originally diagnosed as alcohol-dependent were abstinent. Of those participants, 17% that were initially classified as not dependent were abstinent, and the overall quantity of alcohol consumed was also reduced significantly by 79.3%. Personal realms especially concerning happiness in life, happiness at work, and physical health improved.
Conclusion
The results show that a brief medical intervention conducted by a company physician is suited to influencing the drinking behavior of employees effectively and efficiently. The fear of demotion at work and job loss may prove to be a helpful influence on changing drinking behavior.
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Interessenkonflikt
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Croissant, B., Hupfer, K., Loeber, S. et al. Längsschnittuntersuchung alkoholauffälliger Mitarbeiter in einem Großbetrieb nach werksärztlicher Kurzintervention. Nervenarzt 79, 80–85 (2008). https://doi.org/10.1007/s00115-007-2275-3
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00115-007-2275-3