Zusammenfassung
Ausgangspunkt der grundlagentheoretischen Überlegungen des Aufsatzes ist der von Janzarik entwickelte strukturdynamische Ansatz in der Psychopathologie, der bisher überwiegend innerhalb der Psychosenforschung und der forensischen Psychiatrie rezipiert wurde.Die Bedeutung dieses Ansatzes für eine typologisch und dimensional verstandene Einheitstheorie der Neurosen und Persönlichkeitsstörungen wird ausgelotet. Vorgeschlagen wird ein zweidimensionales Modell. Die erste Dimension beschreibt partielle dynamische Entgleisungen und differenziert in Symptome, die als Ausdruck dynamischer Expansion verstanden werden können,d. h.Angstsymptome und Analoga, einerseits, und in Symptome, die auf dynamischer Restriktion beruhen,d. h. depressive Symptome und Analoga, andererseits. Die strukturelle Dimension differenziert hingegen innerhalb der biografisch entwickelten persönlichen Identität entsprechend dem Grad der vorhandenen Fähigkeit zur Integration von biologisch determinierter Triebwelt und soziokulturell verankerter Wertewelt.Bei gut entwickelter Integrationsfähigkeit sprechen wir von Neurosen, auf den niedrigeren Integrationsebenen handelt es sich um Persönlichkeitsstörungen.
Summary
Following the psychopathological approach of Janzarik (structural dynamics), this paper develops a two-dimensional theory for the understanding of neuroses and personality disorders.The dynamic dimension serves to describe the symptomatology between the two poles of anxiety and depression.The structural dimension differs according to the maturity of the personal identity between mature neurotic personality organization on the one hand and severe personality disorder on the other.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Meinem psychiatrischen Lehrer Prof.Dr. Werner Janzarik dankbar gewidmet.
Prof.Dr. J. Frommer Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum, Leipziger Straße 44,39120 Magdeburg, E-Mail: joerg.frommer@medizin.unimagdeburg.de
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Frommer, J. Die Bedeutung des strukturdynamischen Ansatzes für eine Theorie der Neurosen und Persönlichkeitsstörungen. Nervenarzt 74, 23–29 (2003). https://doi.org/10.1007/s00115-002-1437-6
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00115-002-1437-6