Negative Symptome schizophrener Patienten aus der Perspektive der Psychiater, der Patienten selbst und deren Angehörigen

Zusammenfassung

Die Negativsymptomatik schizophrener Patienten unterliegt, wie die klinische Erfahrung zeigt, der Beeinflussung durch äußere Faktoren. Sie kann also abhängig vom jeweiligen Kontext unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Vor diesem Hintergrund sollte untersucht werden, inwieweit für die im Rahmen eines klinischen Interviews durchgeführte Beurteilung der Negativsymptomatik, welche naturgemäß auf einer nur begrenzten Verhaltensbeobachtung der Patienten basiert, das Problem der Informationsvarianz eine Rolle spielt. Hierzu wurde bei 33 schizophrenen Patienten die Negativsymptomatik von den betroffenen Patienten selbst, von deren Angehörigen und von Psychiatern mit vergleichbaren Erfassungsinstrumenten (modifizierte Versionen der SANS für Patienten oder Angehörige; Expertenversion der SANS) erfasst und miteinander verglichen. Bezüglich des Gesamtausprägungsgrades der Negativsymptomatik stellte sich heraus, dass zwischen den 3 Beurteilungsperspektiven keine signifikanten Unterschiede bestanden. Signifikante Unterschiede zwischen den Beurteilungsperspektiven, die sich für die Subskalen "Alogie" und "Aufmerksamkeitsstörungen" der SANS fanden, weisen jedoch darauf hin, dass für diese Bereiche das Problem der Informationsvarianz von Bedeutung sein könnte. Hier zeigte sich, dass der von den Psychiatern bei den Patienten in diesen Bereichen festgestellte Beeinträchtigungsgrad im Vergleich zur Beurteilung der Patienten wie auch der Angehörigen eher unterschätzt wurde.

Summary

Clinical experience shows that negative symptoms are affected by environmental factors. Thus, different assessors with different information about patient behavior in different environments may come to different findings of negative symptoms. In this regard, the present study evaluates to what extent the assessment of negative symptoms by schizophrenic inpatients and their relatives compares to interview-based assessments by experts. Therefore, 33 schizophrenic patients were rated by patients themselves, their relatives, and psychiatrists. Negative symptoms were assessed with comparable assessment scales using the modified version of the Scale for the Assessment of Negative Symptoms (SANS) for patients or relatives and the original SANS for psychiatrists. Analyses revealed that the total SANS summary scores as rated by patients and relatives were comparable to scores rated by psychiatrists. Scores on SANS subscales of "alogia" and "attention deficits" differed significantly among the three ratings, while psychiatrists rated the patients' impairments as lower than did the patients themselves or their relatives. These findings indicate that patients' and relatives' ratings could be used to reduce information variance and improve the validity of interview-based, assessed negative symptoms.