Zusammenfassung
Eines der ersten Gesetze, das die nationalsozialistischen Machthaber erließen, war 1933 das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Hierdurch wurden erstmals in Deutschland Zwangsterilisierungen legalisiert. Das Gesetz fand auch auf Minderjährige Anwendung. Der leitende Arzt der Anstalt Bethel, Werner Villinger, hielt 1934 einen Vortrag auf dem Fürsorgeerziehungstag über die Erfahrungen in der praktischen Durchführung des Sterilisierungsverfahrens in seiner Einrichtung. Einen Schwerpunkt legte er dabei auf die Darstellung der Reaktionen der betroffenen Jungen, ihrer Ängste und Widerstände, wobei die Genauigkeit der Beobachtungen in scharfem Kontrast steht zu der Unbarmherzigkeit der Durchführung des Verfahrens, die letztlich in dem unerschütterlichen Glauben an die Notwendigkeit der Zwangsmaßnahmen gründete.
Summary
In 1933, one of the first laws passed by the Nazis in Germany was that to prevent the birth of children with hereditary diseases, which legalised forced sterilisation in Germany and also applied to minors. On Social Welfare Education Day in 1934, the leading physician at the “Anstalt Bethel” (Bethel Institution), Werner Villinger, gave a speech on the experience of sterilisation. A main part of his speech was the description of the reaction, fears, and resistance of the boys involved, and the accuracy of his observations stands in sharp contrast to the ruthlessness of the performance of the sterilisation, which was rooted in unshakeable faith in the necessity of this measure.
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Dr. J. Wilkes Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Schwabachanlage 6, 91054 Erlangen
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Wilkes, J. Wie erlebten Jugendliche ihre Zwangssterilisierung in der Zeit des Nationalsozialismus? . Nervenarzt 73, 1055–1057 (2002). https://doi.org/10.1007/s00115-002-1422-0
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00115-002-1422-0