Die Prävalenz von Rotatorenmanschettendefekten bei der dislozierten Humeruskopffraktur des älteren Patienten

Zusammenfassung

Frakturen des proximalen Humerus sind beim älteren Patienten häufig. Für bestimmte operative Therapieverfahren ist eine intakte Rotatorenmanschette (RM) Voraussetzung für ein gutes Ergebnis. Diese Voraussetzung scheint jedoch gerade beim älteren Patienten aufgrund einer hohen Spontanprävalenz von RM-Defekten nicht gegeben.

Es wurden 70 Patienten >65 Jahre mit dislozierter Humeruskopffraktur prospektiv erfasst und einem standardisierten operativen Therapieprotokoll zugeführt. Intraoperativ wurde obligat die RM untersucht. Lediglich in 4 Fällen (5%) fand sich ein Defekt.

Die Prävalenz intraoperativ identifizierter RM-Defekte nach dislozierter Humeruskopffraktur beim älteren Patienten ist wesentlich geringer, als dies anhand von kernspintomographischen, sonographischen und Sektionsstudien an Patienten gleichen Alters zu erwarten wäre.

Die RM steht demnach als stabiler Retentionsanker für osteosynthetische Verfahren und für den endoprothetischen Ersatz auch bei älteren Patienten in den meisten Fällen zur Verfügung.

Abstract

Humeral head fractures are commonly found in elderly patients. A high rate of spontaneous rotator cuff tears in this patient group may endanger good results following surgical treatment.

70 patients >65 years with dislocated humeral head fractures were prospectively studied and treated surgically following a standardised treatment protocol. In all cases the rotator cuff was examined intraoperatively. A tear of the rotator cuff was documented in 4 cases (5%).

The prevalence of rotator cuff tears in elderly patients with dislocated humeral head fractures is significantly smaller than expected referring to magnetic resonance-, sonographic and cadaveric studies of same-age patients without fracture.

Therefore the rotator cuff may serve as retention anchor for the surgical treatment of dislocated humeral head fractures in elderly patients.