Charakterisierung des schwer verletzten Fahrradfahrers

Zusammenfassung

Hintergrund

In Straßenverkehrsstatistiken kommt den Fahrradfahrern als Verkehrsteilnehmergruppe eine besondere Bedeutung zu. Auch in der Medizin wurden bereits viele Arbeiten um dieses Kollektiv publiziert. Meist werden einzelne verletzte Regionen bei heterogener Gesamtverletzungsschwere analysiert. Verletzungsmuster, epidemiologische Aspekte, Behandlungsschwerpunkte und das Outcome scheinen daraus resultierend charakteristisch verteilt zu sein. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Gesamterfassung der Verletzungen sowie die Charakterisierung von Verletzungsschwerpunkten in einem standardisierten und repräsentativen Kollektiv schwer verletzter Fahrradfahrer.

Methoden

Es wurden Daten des Traumaregisters der DGU® über den Zeitraum 2002–2010 ausgewertet. Insgesamt wurden 2817 schwer verletzte (ISS ≥ 9 mit zusätzlicher intensivmedizinischer oder Intensivüberwachungstherapie) Fahrradfahrer eingeschlossen. Primärer Endpunkt der Untersuchung war die Evaluation des Gesamtverletzungsmusters und der Verletzungsschwerpunkte. Des Weiteren wurden Parameter wie epidemiologische Aspekte, Unfallumstände sowie Behandlungsschwerpunkte und das Outcome untersucht.

Ergebnisse

Das mittlere Alter lag bei 50,3 ± 20,9 Jahren. 68,9 % (n = 1940) der Fahrradfahrer waren männlich. Der mittlere ISS betrug 23,7 ± 12,6. Die 3 meistbetroffenen AIS-Regionen waren der Kopf mit 71,9 % (n = 2025), gefolgt vom Thorax mit 44,9 % (n = 1264) und den oberen Extremitäten 33,6 % (947). In 68,2 % der Fälle wurde ein ISS ≥ 9 isoliert durch das Schädel-Hirn-Trauma erreicht, in 21,1 % der eingeschlossenen Fälle lagen Monoverletzungen vor. Es resultierten eine charakteristische Altersverteilung und Prävalenz der Unfälle in Bezug auf den Unfallzeitpunkt.

Schlussfolgerung

Die vorliegende Arbeit untersuchte das bislang größte Kollektiv schwer verletzter Fahrradfahrer nach medizinischer Definition. Das Schädel-Hirn-Trauma konnte hier klar als Hauptverletzung charakterisiert werden, zudem wurde gezeigt, dass es sich bei jedem 5. Fall um eine Monoverletzung handelt, die zum Status „schwer verletzt“ führt.

Abstract

Background

Transport statistics classify bicyclists in a separate road user collective. For medical reasons, this differentiation is applied as well. Much literature is published in this field. Nevertheless there is a lack of literature regarding the overall injury patterns in a defined injury severity collective. Most literature is about isolated injured regions in combination with a heterogeneous injury severity. Further parameters, such as injury patterns, epidemiological aspects, treatment focal points and characteristic outcomes, have also been studied. The aim of the present study was to evaluate and characterize injury patterns in a standardized and representative collective of severely injured bicyclists.

Methods

We analysed data from the Traumaregister DGU® from 2002 to 2010. In total, 2817 severely injured (ISS ≥ 9 and additional intensive/intermediate care unit) bicyclists were included. The primary endpoint was evaluation of injury patterns and injury focal points. In addition to that we analysed parameters like epidemiological aspects, circumstances of accident, treatment focal points and outcome.

Results

The mean age was 50.3 ± 20.9 years. Males accounted for 68.9 % (n = 1940). The mean ISS was 23.7 ± 12.6. The mean AIS regions were the head 71.9 % (n = 2025), the chest with 44.9 % (n = 1264) and the upper extremities 33.6 % (947). In 68.2 % of all cases an ISS ≥ 9 was achieved by a traumatic brain injury; 21.1 % of all cases were mono-injuries. A characteristic distribution of age and a characteristic prevalence of the accidents in relation to the weekday and the month could be shown.

Conclusion

The present study analysed the largest ever published collective of severely injured bicyclists. Traumatic brain injury could clearly be shown as the main injury in this collective. Moreover, one of five cases achieved the state “severely injured” due to mono-injury.