Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

das fünfte Themenheft der Sektion Handchirurgie der DGU beschäftigt sich mit den Sportverletzungen der Hand, welche in unserem klinischen Alltag eine immer größere Rolle spielen. Dass die Hand bei Sportverletzungen besonders im Fokus steht, wird einerseits schon durch ihre grundsätzlich häufige Exposition bei Unfällen erklärt. Andererseits beobachten wir einen kontinuierlichen Trend zu mehr Freizeit- und insbesondere sportlichen Aktivitäten. Traditionelle und weit verbreitete Sportarten mit etablierten Trainingskonzepten stehen modernen Trendsportarten gegenüber, die durch ihren innovativen Charakter und neue Herausforderungen faszinieren. Gerade Sportarten, die mit hohen Geschwindigkeiten und schnellen Bewegungsabläufen extreme Anforderungen an eine präzise und sichere Ausführung stellen, sind besonders verletzungsgeneigt. Bei allen sportbedingten Schädigungen sind sowohl die quantitativen als auch die qualitativen Aspekte der Sportausübung zu beachten. Während für bestimmte Sportarten akute Verletzungen typisch sind, führen bei anderen die repetitiv-chronischen Belastungen zu charakteristischen Beschwerden. Die Hand ist mit ihrer komplexen Anatomie und der Vielzahl von auf kleinstem Raum liegenden, empfindlichen Strukturen besonders anfällig für akute und chronische Läsionen.

Beim Kampfsport wird das Verletzungsrisiko für die Hand insbesondere von der eigentlichen Sportart bestimmt. Während asiatische Kampfsportarten seltener zu Handverletzungen führen, treten derartige Verletzungen vor allem beim Boxen auf und betreffen hier insbesondere die Metakarpalia. Die Behandlungskonzepte für Mittelhandfrakturen unterscheiden sich grundsätzlich nicht von denen anderer Patientengruppen, müssen aber die speziellen sportlichen Belastungen berücksichtigen. Besondere Folgen von wiederholten Faustschlägen stellen das „carpal bossing“ und der „boxer’s knuckle“ dar.

Trendsportarten sind nicht klar definiert, grenzen sich aber von traditionellen Sportarten ab und sind zumeist von hoher Geschwindigkeit bis hin zur Extremisierung geprägt. Entsprechend groß ist das allgemeine Unfallrisiko, aber auch die spezielle Verletzungsgefahr für die Hand. Am Beispiel des Mountainbikings wird deutlich, dass Stürze mit großer Energie ein hohes Verletzungsrisiko für Handgelenk und -wurzel bedingen. Derartige Verletzungen stellen besondere Anforderungen an eine zielgerichtete Diagnostik und spezialisierte operative Therapie, um gravierende Spätfolgen zu minimieren.

Die Finger sind bei Ballsportarten stark exponiert und können Schäden an Knochen, Bändern und Sehnen sowie kombinierte Verletzungen erleiden. Das Mittelgelenk steht bei den Fingerverletzungen im Fokus – aus biomechanischen und funktionellen Gründen. Während Bewegungseinschränkungen nach Endgelenkverletzungen noch gut kompensiert werden können, stellen dauerhafte Schädigungen des Mittelgelenks gravierende Folgen dar. Zum Erhalt einer möglichst guten Beweglichkeit sind deshalb bei allen Fingerverletzungen frühfunktionelle Nachbehandlungskonzepte wesentlich.

Schlagsportarten wie Tennis, Golf und Baseball können an der Hand infolge von Überlastungen vor allem zu chronischen Schädigungen des ulnokarpalen Komplexes führen. Als akute Verletzung ist die Fraktur des Hamulus ossis hamati von besonderer Relevanz. Während beim Skifahren es sich bei der Ruptur des ulnaren Seitenbandes um eine häufige Verletzung mit klar definierten Therapiekonzepten handelt, stellen beim eigentlichen Bergsport Läsionen der Ringbänder und Erfrierungen der Finger spezielle Verletzungsformen dar, die nur nach aufwendigen Behandlungen eine Rückkehr zum Sport zulassen.

Ihr

M. Schädel-Höpfner

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