Der diagnostische Nutzen der Kernspintomographie in der Humanmedizin, auch genannt Magnetresonanztomographie (MRT, „magnetic resonance imaging“, MRI) wurde 1973 von Paul Lauterbur und Sir Peter Mansfield beschrieben, welche gemeinsam dafür 30 Jahre später mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Nur 2 Jahre zuvor wurden die ersten Bilder des Menschen mit einem Computertomographen aufgenommen, erste Kernspinbilder an Menschen wurden 1977 erstellt. Beide Schnittbildverfahren sind seit dieser Zeit nicht nur weiterentwickelt, sondern vielmehr revolutioniert worden und in der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. Für die meisten klinisch tätigen Ärzte handelt es sich dabei keineswegs um konkurrierende Verfahren, sondern vielmehr um sich ergänzende Bildgebungsmodalitäten, die in der Zusammenschau von Anamnese und körperlichem Befund am Ende zu einer Diagnose führen, die die Basis jeder erfolgreichen Therapie ist. Dabei liefert die MRT wie kein anderes Instrument vor allen Dingen im Bereich der muskuloskelettalen Bildgebung einen nicht unerheblichen Beitrag zur Diagnosesicherung und damit auch zur Entscheidungsfindung, ob und wie ein Patient behandelt werden soll.

Die Kommunikation zwischen klinisch und radiologisch tätigen Ärzten ist entscheidend für die Aussagekraft des MRT

Die MRT zeichnet sich aus durch eine Vielzahl an Parametern, die berücksichtigt werden müssen, um eine optimale Bildgebung im Sinne der klinischen Fragestellung liefern zu können. Für die Anwender ist hier die enge Zusammenarbeit mit einem Radiologen erforderlich. Insbesondere die Kommunikation zwischen klinisch und radiologisch tätigen Ärzten ist entscheidend für die Aussagekraft des MRT. Denn nur in Kenntnis einer Verdachtsdiagnose und des Unfallmechanismus bzw. einer Anamnese kann aus der Vielzahl der Wichtungen, Sequenzen und der Applikation von Kontrastmitteln die richtige Kombination gewählt werden, die allen klinischen Fragestellungen gerecht wird.

Dies setzt, neben einer Bereitschaft zur Kooperation voraus, dass die Anwender Möglichkeiten und Limitationen der Bildgebung kennen und somit die Fragestellung präzise danach ausrichten können. In der aktuellen Facharztweiterbildung für Orthopädie und Unfallchirurgie findet sich hierzu lediglich die Aufforderung zum „Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in der interdisziplinären Indikationsstellung zur weiterführenden Diagnostik einschließlich der Differentialindikation und Interpretation radiologischer Befunde im Zusammenhang mit gebietsbezogenen Fragestellungen“ (Auszug aus dem Musterlogbuch der Bundesärztekammer in der Fassung vom 25.06.2010). Damit wird schnell klar, dass eine strukturierte Ausbildung in diesem wichtigen Bereich für Unfallchirurgen und Orthopäden nicht vorgeschrieben ist.

Daher behandelt diese Ausgabe des Unfallchirurgen das Schwerpunktthema „Kernspintomographie“, um der Wichtigkeit dieser Technik in unserem Fachgebiet Ausdruck zu verleihen.

Der Leitartikel beschäftigt sich mit einer weltweiten Umfrage zur Anwendung der MRT in der Unfallchirurgie und den daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen. Neben weiteren interessanten Artikeln zu Grundlagen des MRT und deren konkrete Anwendung in der Unfallchirurgie und Orthopädie werden auch fachpolitische Aspekte der Anwendung durch Nichtradiologen diskutiert. Wir hoffen damit, ein tieferes Interesse zum Erwerb von Fähigkeiten und Kenntnissen gerade bei jüngeren Kollegen zu wecken, um aus dieser faszinierenden Bildgebungsmethode das Maximum an Information herausholen zu können. Zudem hoffen wir damit auch Kooperation und Kommunikation zwischen den beteiligten Fachabteilungen vertiefen und verbessern zu können, die in unseren Augen der Schlüssel zur optimalen Nutzung der MRT darstellen.

F. Gebhard

M. Kraus