Alter – ein herrlich Ding, wenn man nicht

verlernt hat, was anfangen heißt.

Martin Buber

Nein, diesmal geht es nicht um Alterstraumatologie und auch der gebetsmühlenhaft zitierte demographische Wandel steht nicht im Mittelpunkt dieses Themenheftes.

Die Herausgeber haben vielmehr die Frage gestellt, was denn passiert, wenn ein Unfallchirurg, der sein gesamtes Berufsleben mit großem Einsatz gearbeitet hat, den Tag erreicht, an dem dieses Berufsleben nicht unerwartet, aber manchmal für ihn doch überraschend zu Ende geht, überraschend, weil der Alterungsprozess uns das ganze Leben lang begleitet, lange Zeit unmerklich verläuft und weil schließlich eine wie auch immer geartete Altersgrenze erreicht wird. Dabei hat die berufliche Tätigkeit den Tagesablauf geprägt, die Arbeit hat für Selbstbestätigung und Lebenssinn gesorgt, für Hobbys war wenig oder keine Zeit. Lektüre bestand überwiegend darin, sich beruflich fort- und weiterzubilden. Mehr Zeit wurde mit Kolleginnen und Kollegen als mit Partner, Familie und Freunden verbracht. Der Erfolg der Arbeit, die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen und die Erfahrungen mit den Patienten beeinflussten die Stimmung.

Es war die Idee der Herausgeber dieses Thema einmal aus der Sicht von „Betroffenen“ darstellen zu lassen, sozusagen als „Einzelfallselbstbeobachtung“, ohne Anspruch auf wissenschaftliche Gültigkeit und Evidenz.

In einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift soll aber auch die Wissenschaft, die sich mit der Frage des Altwerdens beschäftigt, mit einem Artikel zu Worte kommen. Der Beitrag „Altsein ist später, Alter(n)snormen und Selbstkonzepte in der zweiten Lebenshälfte“ von Graefe et al. stammt aus einem Themenschwerpunktheft der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie ( Z Gerontol Geriat 2011 44:299–305) und macht deutlich, dass Älterwerden heute einen individuellen Vorgang darstellt und nach Auffassung der Autoren die in aktuellen öffentlichen Debatten beschriebene Figur der „jungen Alten“ für die Selbstbeschreibung älterer Menschen nicht bedeutsam ist. Sie verstehen sich selbst eher als ältere Erwachsene und sehen den Übergang in das „dritte“ höhere Lebensalter in einer näheren oder weiteren Zukunft als Zustand mit dem möglichen gesundheitsbedingten Verlust der selbstbestimmten Lebensführung als das eigentliche Alter.

Bei der Durchsicht der einzelnen Beiträge wird deutlich, dass das Ende des aktiven Berufslebens zwar unterschiedlich empfunden wird, offensichtlich aber sehr rasch neue Aufgaben gefunden werden, die sinnerfüllend und selbstbestätigend sind.

A. Wentzensen