Liebe Leserinnen und Leser,

zum Ende der „Bone and Joint Decade 2000–2010“ muss leider festgestellt werden, dass die Prävention von Verletzungen weiterhin einen zu geringen Stellenwert im Bewusstsein der Öffentlichkeit hat. Dies ist bedauerlich, da die WHO sie als ein Hauptthema des Programms deklariert hat. Eine Hauptaufgabe der Präventionsarbeit ist die Aufklärung. Diese Arbeit wird u. a. seit mehreren Jahren durch die AG „Prävention von Verletzungen“ der Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) geleistet. Es wurden bereits viele Projekte realisiert. Ein Schwerpunkt der Gruppe ist die Verkehrsunfallforschung, der wir uns unter dem Thema „Neuentwicklungen in der Unfallforschung“ mit Beiträgen von Mitgliedern der AG in dieser Ausgabe widmen wollen.

Der Prävention von Verletzungen wird viel zu wenig Beachtung geschenkt

Die Prävention von Verletzungen hat leider auch im Bewusstsein der Gesundheitspolitik einen viel zu geringen Stellenwert. Dies ist bedauernswert, da durch Verletzungen mehr Lebensjahre verloren gehen als durch Neoplasien, kardiovaskuläre Erkrankungen, zerebrale Insulte oder Diabetes mellitus. Als Spezialist für Verletzungen ist der/die Unfallchirurg/in bei der Suche nach präventiven Ansätzen gefordert, da er/sie aufgrund des Verständnisses für Verletzungsursachen und -mechanismen mit Blickwinkel auf die Folgen für den Patienten arbeiten kann. Auch wenn durch eine verbesserte Prävention die Abnahme von Unfallverletzungen zu erwarten ist, widerspricht dies anerkanntermaßen nicht den Interessen der klinisch tätigen Unfallchirurg(inn)en.

Mehr als 9 Mio. Personen erleiden in Deutschland jährlich eine Verletzung und mehr als 30.000 sterben an Verletzungen und ihren Folgen. Nach wissenschaftlich fundierten Schätzungen könnten durch Präventionsmaßnahmen die Hälfte aller Unfälle verhindert und die andere Hälfte so beeinflusst werden, dass leichtere Verletzungen entstehen. So hat beispielsweise die EU in ihrem „Road Safety Action Program“ bereits zu Beginn der Dekade eine Halbierung der Verkehrstoten gefordert. Trotz einer erfreulichen Entwicklung mit weniger als 5000 Getöteten im Straßenverkehr in den letzten Jahren hat auch Deutschland dieses Ziel bisher nicht realistisch erreichen können. Die vorgestellten Projekte fokussieren jedoch dieses Ziel. So zeigen die Autoren Pieske, Brehme und Frink mit ihren Mitarbeitern Ansätze zur Verbesserung der präklinischen Versorgung. In einer weiteren Arbeit widmen wir uns Neuerungen beim Scoring von Verletzungen, die nicht nur wissenschaftlich von Bedeutung sind. Abschließend bieten uns Schmucker et al. einen Blick über den Tellerrand in die Unfallforschung in Schwellen- und Entwicklungsländer. Helfen auch Sie bei der Aufklärungsarbeit, denn Prävention kann allgemein Gesundheit fördern, Lebensqualität verbessern, Kosten senken und so den Nutzen für alle Beteiligten erhöhen.

Ihre

C. Haasper

C. Krettek