Wer von den aktiven Chirurgen hat nicht schon mit Entsetzen festgestellt, dass er gerade dabei ist, einen Eingriff an der Wirbelsäule, an Hand, Fuß oder einem Gelenk vorzunehmen und kurz vor dem Schnitt noch bemerkt, dass er die Seite oder die Wirbelkörperhöhe verwechselt hat? Laut Schätzungen aus den Vereinigten Staaten und Deutschland belaufen sich derartige unerwünschte Ereignisse auf ca. 300 bis 400 Fälle pro Jahr, wobei sowohl in der Wirbelsäulenchirurgie wie im Bereich der Handchirurgie die Ereignisrate noch weitaus höher liegt! Die Konsequenzen für einen derartigen Fehler können für den betroffenen Patienten wie auch für den Operateur gewaltig sein, sodass die Forderung nach „Null-Toleranz“ mehr als berechtigt ist.

Wie lassen sich Verwechslungen vermeiden?

Die WHO und das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) haben klare Empfehlungen fertig gestellt, deren Umsetzung im Eingriffsraum und für jeden am Eingriff Beteiligten genauso bekannt sein sollte wie die Grundregeln der Sterilität und Lagerung des Patienten. Wichtig hierbei ist nicht nur, dass diese Empfehlungen in schriftlicher Form vorliegen, sondern dass sie jedem bekannt sind, der zum Operationsteam zählt und dass die Kenntnis überprüft, die Umsetzung kontrolliert und dokumentiert wird. F. Reuter hat in seiner Klinik im Bereich Orthopädie/Unfallchirurgie die vorgegebenen Empfehlungen auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft und seine Erfahrungen bei der Umsetzung kritisch in seinem Bericht dargestellt.

Wie gesagt: Wem ist es nicht schon passiert? Und wer hat nachhaltige Konsequenzen in seinem Verantwortungsbereich daraus gezogen?

Es gilt: Null-Toleranz für Seiten- und Eingriffsverwechslungen in der Chirurgie!

Prof. Dr. H. Siebert

Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V., Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V.