Vorbemerkung

Brandverletzungen zählen zu den schwersten und mit ihren Folgen auch zu den nachhaltigsten Traumen. Dabei resultiert eine Überlebensprognose, die im Wesentlichen abhängig ist vom Tiefengrad der Brandverletzung, deren Flächenausdehnung, einem begleitenden Inhalationstrauma, hohem Lebensalter und schwerwiegenden Nebenerkrankungen. In 60% der Fälle liegt die Ursache von Brandverletzungen im privaten Umfeld, nur in 25% treten Verbrennungen als Folge von Arbeitsunfällen auf. Suizidal bedingte Verbrennungen finden sich bei 10–15% der Betroffenen.

Die Therapie des Verbrennungstraumas stellt hohe Anforderungen an die Versorgungsqualität, sowohl infrastrukturell als auch hinsichtlich der spezifischen intensivmedizinischen und chirurgischen Maßnahmen.

Besonders negative Auswirkungen haben Brandverletzungen bei Kindern. Die entstehenden Narben, Kontrakturen und auch metabolischen Einflüsse ausgedehnter Verbrennungen führen zu Wachstumsstörungen und damit langfristigen Behinderungen. Schwerste Langzeitfolgen nach Verbrennungen im Kindesalter beeinträchtigen somit das soziale, schulische und später auch das berufliche Leben.

Moderne Therapieansätze

Dank intensiver Forschung und internationaler Zusammenarbeit konnten auf dem Gebiet der Verbrennungsmedizin intensivmedizinische und plastisch-chirurgische Behandlungsstandards entwickelt werden, mit denen sich die Überlebensprognose der schwerbrandverletzten Patienten seit den 50er Jahren nahezu verdoppelt hat. Eine bislang ausreichende finanzielle Basis und flächendeckende Versorgungsstruktur mit leistungsfähigen Brandverletztenzentren sichern im deutschsprachigen Raum eine im internationalen Vergleich ausgezeichnete Versorgungsqualität Brandverletzter. Nur eine frühzeitige Umsetzung von Innovationen, insbesondere moderner Hautersatzverfahren, kann weitere Fortschritte und eine Verbesserung der Prognose erbringen. Die damit verbundenen Kosten belasten die Budgets und daher ist ein fachkundiger Einsatz der Methoden unabdingbar.

Beiträge dieses Themenheftes

In den in diesem Leitthema abgedruckten Beiträgen werden die heutigen gültigen und bewährten Versorgungsstandards von ausgewiesenen Experten der Verbrennungsmedizin dargestellt. Der Bogen spannt sich dabei von den Grundlagen der speziellen Pathophysiologie der Brandverletzung über die Intensivtherapie und den Hautersatz bis zur plastisch-rekonstruktiven Chirurgie. Auch die innovativen Verfahren der Intensivmedizin und des biotechnologischen Hautersatzes werden ausführlich besprochen.

Versorgungsqualität und Ökonomie bei der Behandlung Schwerbrandverletzter lassen sich zukünftig nur durch die Bewahrung und stete wissenschaftliche Weiterentwicklung der etablierten Verfahren sichern. Eine kostenbewusste Therapie und ein sinnvoller Ressourceneinsatz sind in Brandverletztenzentren bereits heute selbstverständlich. Gefahren für die Patienten und finanzielle Folgen für das Gesundheitswesen drohen eher durch die Fehleinschätzung des Verbrennungstraumas und eine falsche Behandlung. Die vorliegenden Beiträge sollen dazu beitragen, diese Wissenslücke zu schließen.

Prof. Dr. P. M. Vogt

Prof.Dr. C.Krettek, FRCS, FRACS