Zusammenfassung
Es wird über die erfolgreiche Behandlung einer Patientin berichtet, die im Rahmen eines Verkehrsunfalls ein schweres Polytrauma erlitt [Injury Severity Score (ISS) = 59]. Im Rahmen dieser Behandlung wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen (z. B. Infusion von hyperton-hyperonkotischer NaCl-Hydroxyethylstärke am Unfallort, Massivtransfusion und Anlage einer Beckenzwinge im Schockraum, "Immunonutrition" und Regionalanästhesie auf der Intensivstation), die im Zusammenspiel das Überleben dieser polytraumatisierten Patientin ermöglichten.
Die Patientin wurde primär vom bodengebunden Notarzt versorgt und im Anschluss mit dem Intensivtransporthubschrauber im massiven traumatisch-hämorrhagischen Schock (Hb=1,1 mg/dl) in unsere Klinik verlegt.
Im weiteren Schockraummanagement wurde die Patientin zügig massivtransfundiert; es wurde eine Beckenzwinge angelegt und multiple Extremitätenfrakturen mit Fixateures externes notfallmäßig versorgt. Die Patientin konnte im Anschluss kreislaufstabil auf die Intensivstation verlegt werden.
Die Patientin wurden insgesamt 60 Tage intensivmedizinisch behandelt. Während dieser Zeit wurden alle Extremitätenfrakturen endgültig versorgt und die Weichteilverletzungen mit Spalthaut gedeckt. Ein abdominelles Kompartiment, das sich aufgrund eines retroperitonealen Hämatoms entwickelte, wurde mittels ausgedehnter Laparotomie erfolgreich behandelt. Es erfolgte im Rahmen dieses Eingriffs die Einlage eines Jejunalkatheters, über den die Patientin "immunmodulatorisch" enteral ernährt wurde. Zur postoperativen Schmerztherapie wurde ein Periduralkatheter (Th12/L1) angelegt. Nach unserer Ansicht wurde bei dieser Patientin das Überleben mit guter Lebensqualität durch die Ausnutzung und rasche interdisziplinäre Anwendung aktueller Therapiestrategien erreicht.
Abstract
We report on the successful treatment of a seriously traumatized patient (injury severity score=59) who presented with exsanguinating hemorrhage in the emergency room. Preclinical and emergency room management included "small volume" hypertonic resuscitation as well as massive transfusion, C-clamp stabilization of a pelvic ring instability, and attachment of external fixators to multiple bone fractures.
During the intensive care period,we started enteral immunonutrition immediately after an abdominal compartment syndrome was removed by laparotomy and a jejunal catheter had been inserted. Multiple fractures were stabilized rapidly and the soft tissue wounds were covered by split skin grafts. Additionally, we provided sufficient analgesia with few side effects using an epidural catheter for continuous application of local anesthetics.
In summary, an effective synthesis of up-to-date strategies for preclinical, emergency room, and intensive care management prevented multiple organ failure and achieved survival with good quality of life after a "fatal" multiple trauma.
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Kuhr, LP., Bein, T., Schächinger, U. et al. Hb=1,1 g/dl: erfolgreiche Behandlung nach Polytrauma mit schwerem hämorrhagischen Schock. Unfallchirurg 106, 586–591 (2003). https://doi.org/10.1007/s00113-003-0602-0
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00113-003-0602-0