Durch Untersuchungen von Lemoine et al. (1968) in Nantes/Frankreich und Jones et al. 1973 in Seattle/USA wurde erstmals das Fehlbildungsmuster der Alkoholembryopathie exakt beschrieben und inzwischen weltweit als Krankheitsentität gesichert. Infolge mütterlicher Alkoholkrankheit und übermäßigen Trinkens zeigen sich bei den Neugeborenen körperliche pathognomonische Veränderungen wie Wachstumsstörungen, multiple Dysmorphien und zerebrale Veränderungen, die bei hohem Schweregrad leicht als alkoholspezifisch erkennbar sind und besonders im weiteren Verlauf als Zeichen toxischer Enzephalopathie mit multiplen geistigen Defiziten imponieren. Historisch gesehen ist es erstaunlich, daß erst in diesem Jahrhundert die Folgen des Alkohols in der Schwangerschaft medizinisch syndromal genauer beschrieben wurden, obgleich die Schädlichkeit alkoholischer Getränke für das Kind schon seit Jahrhunderten bekannt ist [2, 7, 15, 19]. In einer historischen Untersuchung zur Alkoholsucht in Deutschland durch Spode [16] fanden sich nun in einer bisher unbeachtet gebliebenen medizinischen Dissertation aus dem Jahre 1737 [4] deutliche Hinweise dafür, daß im Rahmen des Frauenalkoholismus die embryofetalen Folgen auch im deutschsprachigen Raum bekannt gewesen sein müssen.
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Löser, H., Oehme, J. & Hugenroth, H. „De ebrietate foeminarum” (1737) Erste medizinische Hinweise zur Alkoholembryopathie in Deutschland. Monatsschr Kinderheilkd 147, 493–496 (1999). https://doi.org/10.1007/s001120050453
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