Zusammenfassung
Das Kindeswohl bei chronisch kranken Kindern und Jugendlichen kann aufgrund der erhöhten Bedürfnisse und der Abhängigkeit von Versorgung noch rascher oder stärker gefährdet sein als bei uneingeschränkten Kindern. Aufgrund der möglicherweise für medizinische Laien nicht unmittelbar zu erkennenden Gefährdung oder auch des fehlenden Fachwissens, wie diese Gefährdung abzuwenden ist, ist bei dieser Patient*innengruppe eine besonders intensive interdisziplinäre und sektorenübergreifende Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheits- und Sozialwesen notwendig. Um eine zusätzliche Stigmatisierung der Kinder und Jugendlichen zu vermeiden, ist in einer gemeinsamen Risikoeinschätzung zudem dringend die Frage im Auge zu behalten, ob die chronische Erkrankung Ursache oder nur Auslöser der familiären Problematik ist, oder gar nur Koinzidenz zu einer ohnehin belasteten Familiensituation. Gemeinsam müssen die Institutionen zu interdisziplinärer Fallarbeit, intensiven Gesprächen und Zusammenarbeit der Sektoren gewillt sowie möglicherweise auch dazu bereit sein, die üblichen Wege zu überdenken und kreative Lösungen für eine besondere Patient*innengruppe zu finden.
Abstract
The child welfare in children and adolescents with chronic diseases has a higher and faster risk for endangerment than in unimpaired children because of their increased needs and dependency on medical and personal care. Due to the fact that the danger is possibly not immediately obvious to lay persons or also due to a lack of specialist knowledge how the danger can be avoided, for this patient group a particularly intensive interdisciplinary and cross-sectoral cooperation between the healthcare and social systems is necessary. In order to avoid an additional stigmatization of the children and adolescents, a joint risk estimation is necessary on the question that must always be borne in mind, of whether the chronic disease is the cause or only the trigger of familial problems or just a coincidence in an already stressful family situation. The institutions must be willing to jointly undertake interdisciplinary casework, intensive discussions and cooperation between the sectors and also possibly be prepared to rethink the normal ways and to find creative solutions for a special group of patients
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T. Brüning, A. Oberle, C. Mohr und A.K. Hoischen geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor*innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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Dominik Schneider, Dortmund
Gesine Hansen, Hannover
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Brüning, T., Oberle, A., Mohr, C. et al. Kinderschutz bei Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen. Monatsschr Kinderheilkd 170, 716–721 (2022). https://doi.org/10.1007/s00112-022-01538-0
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