Der Diabetes mellitus Typ 1 stellt die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter dar. Die Neuerkrankungsrate steigt um 3–4 % pro Jahr und beträgt aktuell ca. 33/100.000 Kinder im Alter zwischen 0 und 15 Jahren. Die Ursachen für diesen kontinuierlichen Anstieg der Inzidenz sind nicht bekannt. Im Gegensatz zu den Erwartungen hat die Inzidenz des Typ-2-Diabetes bei Heranwachsenden in den letzten 10 Jahren nicht zugenommen und beträgt relativ konstant ca. 200 Neuerkrankungen/Jahr bei den unter 20-Jährigen. Bei dem Typ-1-Diabetes mellitus sind dagegen ca. 3000 Kinder und Jugendliche/Jahr von einer Neuerkrankung betroffen. Die Diagnose des Typ-1-Diabetes stützt sich auf die klinische Symptomatik wie Polydipsie, Polyurie und Gewichtsabnahme sowie die Ergebnisse der Blutzuckermessungen. Die klinischen Zeichen können aber auch sehr unspezifisch sein, wie z. B. ein reduzierter Allgemeinzustand, Bauchschmerzen, Erbrechen oder eine erschwerte Atmung. Eine spezialisierte pädiatrisch-diabetologische Betreuung durch ein multiprofessionelles Team führt nachweislich zu einer besseren Kontrolle des Diabetes und einer Reduktion der Hospitalisierungsrate und sollte nach Möglichkeit immer angestrebt werden.

Fortschritte in Prävention und Therapie: spannende Themen in der pädiatrischen Diabetologie

Der wesentliche Fortschritt in der Behandlung von Menschen mit einem Typ-1-Diabetes besteht neben neuen Insulinen in der stetigen Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten der Insulinapplikation. Insulinpumpen und Glukosesensoren werden von Kindern und Jugendlichen deutlich häufiger angewendet als von Erwachsenen; bei Kleinkindern beträgt die Nutzungsrate von Insulinpumpen bereits über 95 %. In dem Beitrag „Individualisierung der Diabetestherapie durch Automatisierung der Insulingabe“ von Biester et al. werden die Möglichkeiten einer Individualisierung und Optimierung der Behandlung des Typ-1-Diabetes durch eine verbesserte, teils kombinierte und interaktive Nutzung von verschiedenen Technologien zur Insulingabe vorgestellt. Darüber hinaus werden Zukunftsperspektiven einer vollautomatischen Insulingabe aufgezeigt, die eine deutliche Erleichterung für die Patienten und eine weitere Optimierung der Diabetesbehandlung ermöglichen könnten.

Der Diabetes mellitus geht relativ häufig mit begleitenden Erkrankungen einher. In ihrem Beitrag „Komorbiditäten bei Typ-1-Diabetes im Kindes- und Jugendalter“ fasst Elke Fröhlich-Reiterer die physischen Komorbiditäten des Typ-1-Diabetes wie andere Autoimmunerkrankungen, eine verzögerte Pubertätsentwicklung, ein eingeschränktes Längenwachstum oder kardiovaskuläre Komplikationen zusammen, auf die bei der Betreuung von Patienten mit Diabetes mellitus besonders zu achten ist.

Mehr als 90 % der Kinder und Jugendlichen mit einem Diabetes mellitus erkranken an dem autoimmun vermittelten Diabetes Typ 1; andere Diabetesformen sind vergleichsweise selten. Für den Therapieerfolg und die Prognose ist es von großer Wichtigkeit, diese anderen Diabetesformen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. In ihrem Beitrag „Nicht immer Typ 1 – Seltene Diabetesformen bei Kindern“ gibt Katharina Warncke einen Überblick über diese seltenen Diabetesformen und die damit verbundenen diagnostischen, therapeutischen und prognostischen Implikationen.

Der kontinuierliche deutliche Anstieg der Inzidenz des Diabetes mellitus Typ 1 bei Kindern und Jugendlichen spricht für einen starken Einfluss von Umweltfaktoren auf die Entstehung der Erkrankung. In ihrem Beitrag „Neue Wege zur Prävention des Typ-1-Diabetes bei Kindern – Chancen und Risiken“ stellen Olga Kordonouri et al. neue Strategien zur populationsbasierten Früherkennung von Risikopersonen und innovative Studien zu neuen immunmodulatorischen Präventions- und Therapieansätzen vor. Ein Erfolg dieser großen internationalen Anstrengung mit der Beteiligung mehrerer deutscher Zentren könnte sehr weitreichende Implikationen für die Prävention dieser immer häufiger auftretenden Autoimmunerkrankung mit sich bringen.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre unseres Updates zum Diabetes mellitus und hoffe, dass Sie in den Beiträgen neue und spannende Informationen für Ihren klinischen Alltag entdecken werden.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihre

Gesine Hansen