FormalPara Originalpublikation

Busa F, Bardanzellu F, Pintus MC et al (2021) COVID-19 and School: To Open or Not to Open, That Is the Question. The First Review on Current Knowledge. Pediatr Rep. 2021 Jun 1;13(2):257–278. https://doi.org/10.3390/pediatric13020035. PMID: 34205837.

FormalPara Hintergrund.

Im Rahmen der COVID-19-Pandemie wurden in vielen Ländern der Welt – teils wiederholt – auch die Schulen geschlossen. Grundlage dafür waren Erfahrungen mit Influenza-Epidemien. Für diese konnte gezeigt werden, dass in Phasen der Hochinzidenz Schulschließungen die Transmissions‑/Übertragungsrate von Influenza A und B reduzieren können. Ob bzw. in welcher Weise dies auch für SARS-CoV‑2 gilt, ist nach wie vor unklar. Modellrechnungen legen einen solchen Effekt nahe, der definitive Nachweis wurde mangels kontrollierter prospektiver Studien bis dato aber nicht erbracht. Vor allem auch deshalb, weil Schulschließungen praktisch nie als Einzelmaßnahme durchgeführt wurden, sondern immer mit anderen Maßnahmen des „containment“ einhergingen.

FormalPara Ein Review mit vielen Aspekten.

In Pediatric Reports wurde nun der erste Review über Schulschließungen im Rahmen von COVID-19 publiziert. Dabei wurden 128 Publikationen für diese Übersicht analysiert und zusammengefasst. In einer Tabelle werden Details (u. a. zu Inzidenz und Untersuchungsmethodik) aus 10 Ländern dargestellt; die sekundäre Transmissionsrate wird dort mit 0–4,1 % angegeben. Die Autoren verweisen auf die große Heterogenität der einzelnen Studien, die eine Vergleichbarkeit der Resultate erschwert. So waren u. a. auch die Kriterien der „Wiederöffnung“ länderweise höchst unterschiedlich und ohne eigentliche wissenschaftliche Evidenz. Auf insgesamt 22 Seiten beschreibt die italienische Autorengruppe zahlreiche Ergebnisse aus den einzelnen Publikationen und nennt dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede der einzelnen Studien bezüglich verschiedener Maßnahmen (Quarantäne, Testungen, Raumlüftung, Masken etc.). Schließlich verweist der Review darauf, dass Mutationen/neue Varianten einerseits und die Möglichkeit der Impfung andererseits die aktuelle Einschätzung grundlegend verändern können. Sie erwähnen schließlich auch mögliche psychologische Folgen wiederholter Schulschließungen, weshalb solche wohlüberlegt und nicht voreilig erfolgen sollten.

Kommentar

Es verwundert zunächst, dass ein derart umfangreicher Review zu einem derart wichtigen Thema in einem italienischen „Bezahljournal“ (Pediatric Reports) mit relativ niedrigem „impact factor“ (0,97) publiziert wurde und offensichtlich in keiner höherrangigen Zeitschrift „Platz gefunden“ hat. Nach Lektüre des Beitrags kann man dies aber deshalb verstehen, weil zwar eine Fülle von Daten dargestellt wird, letztlich aber keine zusammenfassende Bewertung möglich ist. Dies deshalb, weil die zitierten Arbeiten sehr heterogen sind und keine definitive Aussage über den Wert von Schulschließungen zulassen. Damit bleibt offen, ob die in vielen Ländern oft langen und wiederholten Schulschließungen wirklich von Vorteil oder vielleicht sogar nachteilig waren. Immerhin gab es auch Länder/Staaten wie Schweden und Florida, die ohne jegliche Schulschließung „ausgekommen“ sind.

Man könnte es nach der Lektüre der 22 Seiten folgendermaßen zusammenfassen: „I am still confused, but on a higher level“. Oder anders gesagt: „Further studies are needed …“