Obwohl vielfach behauptet wird, dass COVID-19 mit Influenza „nicht vergleichbar“ sei, wird eben dieser Vergleich immer wieder angestellt. Insbesondere was die Letalität betrifft, wurde diese v. a. am Beginn der Pandemie für COVID-19 als „vielfach höher“ bezeichnet. So hat auch der Generalsekretär der WHO (Tedros Adhanom Ghebreyesus) für SARS-CoV‑2 folgende Aussage getätigt: „The virus ist ten times deadlier than influenza“. Diese Einschätzung hat sich zuletzt sehr relativiert, und die Letalität von COVID-19 wird heute um bzw. unter 1 % angenommen.
Der Verlauf bei Kindern ist in den allermeisten Fällen harmlos und die Letalität annähernd bei 0 %. Es ist daher ein wenig überraschend, dass in der zitierten Studie zahlreiche Symptome bei COVID-Patienten deutlich häufiger auftreten als bei Influenzapatienten. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass viele SARS-CoV-2-Infektionen gar nicht diagnostiziert wurden, sodass die in der Studie erfassten Patienten eine selektierte Gruppe der „besonders Kranken“ darstellen. Dies korreliert mit unserer Beobachtung, dass nur ein ganz geringer Prozentsatz der SARS-CoV-2-positiv Getesteten an einer Klinik vorgestellt wird. Weiters muss bedacht werden, dass das Alter der COVID-19-Patienten mit durchschnittlich 8,3 Jahren deutlich höher lag als jenes der Influenzapatienten (3,9 Jahre). Es ist gut denkbar, dass ältere (Schul‑)Kinder ihre Symptome (v. a. Schmerzen) deutlicher bzw. öfter verbalisieren als Kleinkinder und dadurch alle Symptome bei COVID-19 häufiger genannt wurden als bei Influenza.
Eine wichtige Erkenntnis aus der Studie ist die Tatsache, dass Influenza und COVID-19 grundsätzlich mit weitgehend identen Symptomen auftreten können, sodass eine verlässliche Diagnosestellung anhand der klinischen Symptomatik praktisch unmöglich ist. Umso wichtiger ist daher die Erregerdiagnostik, bevorzugt mittels PCR-Analytik, die idealerweise gleichzeitig für beide und evtl. andere in Betracht kommende Viren (z. B. RS) durchgeführt wird. Nur dadurch ist es möglich, bezüglich des weiteren Vorgehens (Isolierung, „contact tracing“, behördliche Meldung, Therapie etc.) die richtigen Schritte zu setzen. Ob die zuletzt auf den Markt gekommenen Antigenschnelltests dabei verlässlich unterstützen können, wird man in Kürze wissen.