Rheumatologische Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen im Kindes- und Jugendalter stellen für uns Kinder- und Jugendärzte häufig eine große Herausforderung dar. Oft sind die Symptome zunächst unspezifisch, und es ist schwierig, die richtige Diagnose zu stellen. Die therapeutischen Möglichkeiten haben sich in den letzten Jahren erheblich entwickelt, eine optimale Therapie erfordert oft großes Spezialwissen. Daher ist es sinnvoll, bei Verdacht auf eine rheumatologische Erkrankung oder eine Autoimmunerkrankung einen Spezialisten hinzuzuziehen, um betroffenen Kindern und Jugendlichen die optimale medizinische Versorgung anbieten zu können.

Schwerwiegende chronische systemische Autoimmunerkrankungen, die sich an fast allen Organsystemen manifestieren können, sind die Kollagenosen. Hierzu gehören der systemische Lupus erythematodes, die Dermatomyositis, die systemische Sklerose, das Sjögren-Syndrom und „mixed connective tissue diseases“. Bei Patienten mit chronischen ungeklärten Allgemeinsymptomen wie Abgeschlagenheit, Fieber, Gewichtsverlust, Schleimhaut- oder Gefäßveränderungen sowie chronischen Beschwerden des Bewegungsapparates müssen Kollagenosen differenzialdiagnostisch in Betracht gezogen und ggf. ausgeschlossen werden. C. Hinze (Münster), N. Wagner und K. Tenbrock (Aachen) bringen Sie in ihrem Beitrag „Kollagenosen im Kindes- und Jugendalter“ auf den neuesten Stand zu Pathogenese der Kollagenosen, der richtigen Diagnostik und Therapie, die häufig eine intensive und lang andauernde Immunsuppression erfordert. Aufgrund der Komplexität der Erkrankungen, häufiger Überlappungen verschiedener Krankheitsformen, der oft schwierigen Diagnosestellung sowie der durchaus belastenden Therapie ist die enge Kooperation mit Spezialisten bei diesen Erkrankungen dringend erforderlich.

Heutiges Spezialwissen eröffnet betroffenen Patienten Chancen, die vor einigen Jahren noch undenkbar waren.

Nach Infektionskrankheiten stellen Beschwerden des Bewegungsapparates die zweithäufigste Ursache für die Konsultation eines Kinder- und Jugendarztes dar. G. Horneff (Sankt Augustin) stellt in seinem Beitrag „Entzündliche Gelenkerkrankungen“ die vielen verschiedenen Ursachen von Beschwerden des Bewegungsapparates, das richtige diagnostische Vorgehen und die therapeutischen Möglichkeiten dar. Diese haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich erweitert, erfordern teils großes Spezialwissen und eröffnen den Kindern und Jugendlichen Chancen, die vor einigen Jahren noch undenkbar waren.

Chronische Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen werden zu einem zunehmenden Problem. Mittlerweile leiden ca. 30 % der gesunden Schulkinder unter Schmerzen, die mehr als 6 Monate andauern. Ergibt sich nach gründlicher Abklärung keine organische Ursache, ist differenzialdiagnostisch eine chronische Schmerzerkrankung möglich, und sollte zeitnah an einem erfahrenen Zentrum abgeklärt werden. N. Draheim und B. Hügle (Garmisch-Partenkirchen) stellen in ihrem Beitrag „Chronische muskuloskeletale Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen“ differenzialdiagnostische Überlegungen sowie diagnostische und therapeutische Möglichkeiten vor und verweisen auch hier auf die Notwendigkeit der Einbeziehung von Spezialisten, um den betroffenen Kindern die bestmöglichen Versorgungsangebote machen zu können.

Genetische Faktoren spielen häufig eine zentrale Rolle auch bei inflammatorischen Erkrankungen, und die Aufklärung der genetischen Ursachen kann dabei helfen, die Pathogenese dieser Erkrankungen besser zu verstehen, klare Diagnosen zu stellen und darauf basierte Therapien einzuleiten. M.A. Lee-Kirsch (Dresden) stellt in ihrem Beitrag „Molekulargenetische Diagnostik – Möglichkeiten und Grenzen“ die neuen Entwicklungen der molekulargenetischen Technologien sowie der Interpretation genetischer Daten vor und diskutiert kritisch die Möglichkeiten, die sich für die Behandlung der erkrankten Patienten ergeben.

Mit Dank an die Autoren wünsche ich Ihnen Zeit und Muße, diese interessanten und wertvollen Beiträge zu lesen, die Sie bei Ihrer praktischen Arbeit unterstützen können.

Mit herzlichen Grüßen

Ihre

Gesine Hansen