Infektionen im Kindesalter sind sehr häufig und immer wieder auch bedrohlich. Die frühzeitige Diagnose der schweren Infektion und die richtige Therapie sind zentrale ärztliche Aufgaben und für die sichere medizinische Begleitung der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen elementar wichtig. Die vier Beiträge in diesem Leitthemenheft der Monatsschrift Kinderheilkunde zu häufigen und schweren Infektionen im Kindesalter sollen dazu beitragen, unser Wissen zu häufigen und schweren Infektionen zu aktualisieren und damit unser diagnostisches und therapeutisches Vorgehen zu optmieren.

Die richtige Diagnostik und Therapie von Infektionen sind zentrale ärztliche Aufgaben

Die ambulant erworbene Pneumonie ist die häufigste Todesursache bei Kindern im Alter unter 5 Jahren weltweit und führt auch bei uns zu zahlreichen ambulanten Vorstellungen und stationären Behandlungen. Da die Symptome bei der Pneumonie oft unspezifisch sind, mit dem Alter des Patienten variieren und der verantwortliche Erreger meist unbekannt ist, ist die Diagnosestellung und die Behandlung eines Kindes mit einer ambulant erworbenen Pneumonie im klinischen Alltag manchmal durchaus eine Herausforderung. Jürgen Seidenberg aus Oldenburg, Martin Wetzke, Nicolaus Schwerk, Ulrich Baumann und Gesine Hansen aus Hannover stellen in dem Beitrag zur ambulant erworbenen Pneumonie aktuelle Literatur und aktuelle Leitlinien vor und schlagen dem Leser einen Algorithmus zum strukturierten Vorgehen bei Verdacht auf ambulante Pneumonie vor.

Eine der häufigsten bakteriellen Infektionen im Säuglings- und Kindesalter ist der Harnwegsinfekt (HWI), der bis zur Einschulung ca. 7 % aller Mädchen und ca. 2 % aller Jungen mindestens einmal betrifft. Bei fieberhaftem HWI kann in etwa der Hälfte der Fälle szintigraphisch eine Pyelonephritis nachgewiesen werden. Besonders bei Neugeborenen und jungen Säuglingen sowie bei Obstruktionen der Harnwege besteht das Risiko, im Rahmen des HWI eine bakterielle Urosepsis und damit eine lebensbedrohliche Infektion zu entwickeln. Rolf Beetz aus Mainz stellt in seinem Beitrag „Pyelonephritis und Urosepsis“ die diagnostischen und therapeutischen Standards sowie neue Entwicklungen zu Diagnostik und Therapie der Pyelonephritis und Urosepsis dar. Dank guter Studien wurden in den letzten Jahren einige bedeutende Änderungen im Management dieser Erkrankungen eingeführt, wie Sie in dem Beitrag von Dr. Beetz erfahren werden.

Auch Haut- und Weichgewebeinfektionen gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen, die oft durch Staphylococcus aureus und Staphylococcus pyogenes verursacht werden. Während zur Behandlung leichter Infektionen häufig lokale Maßnahmen ausreichen, erfordern schwere Haut- und Weichgewebeinfektionen teils ausgedehnte chirurgische Interventionen und eine systemische antibiotische und ggf. sogar intensivmedizinische Therapie. Nicole Töpfner und Reinhard Berner aus Dresden beschreiben in ihrem Beitrag „Pyogene Haut- und Weichgewebeinfektionen“ die Ursache dieser Infektionen sowie das korrekte diagnostische und therapeutische Vorgehen, die uns im Alltag helfen werden, diese Probleme richtig zu managen.

Die schwere Sepsis mit Organbeteiligung und septischem Schock tritt mit einer Inzidenz von etwa 0,2–5,3 ‰ auf. Sie trägt erheblich zu chronischer Mobilität und Mortalität von Kindern bei. Gefährdet sind insbesondere Früh- und Neugeborene, Kinder im Vorschulalter, Patienten mit schweren chronischen Vorerkrankungen oder komplexen anhaltenden intensivmedizinischen Verläufen. Michael Sasse und Kathrin Seidemann aus Hannover stellen in ihrem Beitrag wichtige diagnostische und therapeutische Maßnahmen vor, die für das Überleben der Kinder von entscheidender Bedeutung sind. Hierbei kommt der frühen Erkennung des kritisch kranken Kindes und dem richtigen Vorgehen in den ersten Stunden der Behandlung eine fundamentale Bedeutung zu. Die richtigen Entscheidungen in den ersten Stunden entscheiden bei diesem Krankheitsbild oft über Leben und Tod, und gute Kenntnisse hierzu sind für jeden Kinderarzt äußerst wichtig.

Ich hoffe, dass Sie Zeit finden werden, diese 4 Beiträge zu dem wichtigen Leitthema „Häufige und schwere Infektionen im Kindesalter“ zu lesen und dabei Neues zu entdecken, das Ihnen in Ihrem klinischen Alltag weiterhilft. Viel Freude beim Lesen!

Mit herzlichen Grüßen,

Ihre

Gesine Hansen