Liebe Leserin, lieber Leser,
In den vergangenen Jahren erschien die Monatsschrift Kinderheilkunde stets mit dem editorischen Hinweis
„Begründet 1903 und herausgegeben von A. Keller, A. Czerny, G. Bessau, H. Kleinschmidt“.
Mit Georg Bessau (1884–1944) wurde dabei ein Herausgeber prominent benannt, der in der Kinderfachabteilung Berlin-Wiesengrund und in der Kinderklinik der Charité seit 1942 an körperlich und geistig behinderten Kindern Versuche mit Tuberkuloseschutzimpfungen durchführte, in deren Folge mindestens 9 Kinder starben. Die Kinder wurden zuvor als lebensunwertes Leben selektiert; ihr Tod billigend in Kauf genommen.
Nach Bessaus Tod wurden die Versuche unter der Verantwortung seines Nachfolgers Kleinschmidt bis in das Frühjahr 1945 hinein weiter betrieben.
In Würdigung dieser Sachverhalte kamen die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde und der Springer-Verlag zu der Überzeugung, dass die bisherige Formulierung zu den Begründern dieser Zeitschrift in der Rubrik Herausgeber nicht mehr tragbar ist. Die Fachgesellschaften und der Springer-Verlag haben sich für eine Neufassung des editorischen Hinweises entschieden: An Stelle der bisherigen Formulierung werden zukünftig ausschließlich die Begründer und ersten Herausgeber der Monatsschrift Kinderheilkunde genannt.
Dabei orientieren wir uns an dem Titelblatt des ersten Bandes von 1903 (Abb. 1). Als Herausgeber wurden dort in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt: Henry Ashby (1845–1908) vom „Manchester Children’s Hospital“, Adalbert Czerny (1863–1941) von der Universitäts-Kinderklinik in Breslau, Axel Johanessen (1849–1926) von der pädiatrischen Universitätsklinik in Kristiania (Oslo), Antoine Marfan (1858–1942) vom „Hôpital des Enfants Malades“ in Paris und Giuseppe Mya (1857–1911) von der „Clinica pediatrica“ in Florenz.
Redigiert wurde die neue Zeitschrift von Czernys damaligem Assistenten Arthur Keller (1868–1934), der – wenn auch im Einvernehmen mit Czerny – die Gründung der Monatsschrift Kinderheilkunde wesentlich geplant und vorangetrieben haben dürfte. In Czernys Erinnerungen heißt es, dass 1903 als dritte Zeitschrift (neben der Zeitschrift und dem Archiv für Kinderheilkunde) „die von Keller herausgegebene (sic!) Monatsschrift“ erschien, die „kurze Originalbeiträge und als Novum kritische Referate“ beinhalten sollte. Dieses Vorgehen schien zunächst zweckmäßig, war aber auf Dauer nicht durchzuhalten. Man fand kaum Referenten, die – wie Czerny schreibt – „sich gleich uns wegen der Referate dauernd Feindschaften zuziehen wollten.“ [1]
So wurde die Monatsschrift später in je einen Zweig für Originalarbeiten und Referate geteilt.
Auf dem Titelblatt des ersten Bandes der Monatsschrift für Kinderheilkunde erschien Keller mit der Ortsangabe Bonn, wo er vorübergehend in einem Kindersanatorium arbeitete (Abb. 1). 1905 ging er nach Magdeburg, 1908 wurde er in Berlin Direktor des Kaiserin Auguste Victoria Hauses (Reichsanstalt zur Bekämpfung der Kinder- und Säuglingssterblichkeit), später arbeitete er in der Reichshauptstadt als niedergelassener Kinderarzt und Schularzt. Die Monatsschrift für Kinderheilkunde redigierte er bis zu seinem Tod 1934.
Prof. Dr. G. Hansen
Fdf. Schriftleitung Monatsschrift Kinderheilkunde
Prof. Dr. R. Kerbl
Fdf. Schriftleitung Monatsschrift Kinderheilkunde, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde
Prof. Dr. F. Zepp
Fdf. Schriftleitung Monatsschrift Kinderheilkunde
Prof. Dr. N. Wagner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
PD Dr. T. Beddies, Stellv. Vorsitzender, Historische Kommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
Korrespondenzadresse
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
Chausseestraße 128/129
10115 Berlin
info@dgkj.de
Literatur
Czerny A (1939) Die Pädiatrie meiner Zeit. Springer, Berlin Heidelberg New York, S 20
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G. Hansen, G., Kerbl, R., Zepp, F. et al. Neufassung des editorischen Hinweises in der Monatsschrift Kinderheilkunde . Monatsschr Kinderheilkd 161, 5–6 (2013). https://doi.org/10.1007/s00112-012-2846-7
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00112-012-2846-7