Bindung und geschlechtsspezifische Entwicklung

Zusammenfassung

Nach der Bindungstheorie von Bowlby entwickelt jeder Mensch im 1. Lebensjahr Bindungen an dauerhafte Pflegepersonen, die phylogenetisch dem Schutz und Überleben von Jungen und Art dienen. Während die Bindung als affektives Band zwischen Säugling und Bezugsperson als umweltstabil gilt, wird die Organisation dieser Bindung als umweltlabil angesehen, da sie von den unterschiedlichen Erfahrungen eines Kindes mit seinen mehr oder weniger feinfühligen Bezugspersonen bestimmt ist. Die Erfahrungen werden in sog. internalen Arbeitsmodellen von Bindung gespeichert. Diese Modelle befähigen das Individuum zur Simulation oder Vorwegnahme der Ereignisse der realen Welt. So kann es sein Verhalten vorausschauend planen und sich durch Wahrnehmungsfokussierung, Interpretation und Antizipation der Umwelt anpassen.

Die Suche nach geschlechtsspezifischen Aspekten der Entwicklung von Bindung betrifft vor allem 2 Fragen:

1.):

Gibt es bei der grundlegenden Bindungsentwicklung Geschlechtsunterschiede?

2.):

Wirkt sich die Bindungsqualität unterschiedlich auf die sozioemotionale Entwicklung von Jungen und Mädchen aus?

Die Ergebnisse von Längsschnittuntersuchungen zu diesen Fragen werden im Folgenden aufgezeigt.

Abstract

The attachment theory of Bowlby posits that the establishment of strong affectional bonds to the primary caregiver during the first year of life is universal in all human beings. The biological function is the protection of the child and the provision of survival advantage. The development of attachment relationships as a basic principle is environmentally stable. But there are individual differences in the organization of relationships during infancy, based on different experiences of the child with his more or less sensitive caregivers. Based on its early experiences a child constructs internal working models of attachment. These mental models are useful in appraising and guiding behavior in new situations, to generate interpretations of the present and evaluate alternative courses of future action.

The search for gender specific aspects of attachment considers two questions:

1.):

Are there gender differences in the basic development of attachment relationships?

2.):

Does attachment security and insecurity effect the socio-emotional development of boys and girls in a different way?

The answers to these questions according to several studies are shown in the following article.