Zusammenfassung
Definitionsproblem. Der Begriff “Zerebralparese” bezieht sich auf eine Gruppe heterogener und nicht klar zu definierender Störungen.
Konkretisierung. Er sollte in der klinischen und wissenschaftlichen Kommunikation ersetzt bzw. konkretisiert werden durch die genaue Beschreibung der Symptome (z. B. spastische Hemiparese oder beinbetonte spastische Tetraparese) und das zugrunde liegende Läsionsmuster (z. B. Defekt im Versorgungsbereich der A. cerebri media). In diesem drücken sich annäherungsweise die Pathogenese und der Zeitpunkt der Hirnschädigung aus, da der zerebrale Entwicklungsstand, damit das Gestationsalter, das computer- oder kernspintomographische Bild mitbestimmt.
Ätiologie. Die Ätiologie ist damit aber noch nicht definiert. Entsprechende Hypothesen wären separat zu jeder klinisch und Bild-gebend charakterisierten Entität bzw. zu jedem Läsionsmuster zu bilden und zu überprüfen (z. B. genetische Hyperkoagulation bei Protein-C-Mangel mit konsekutivem Mediainfarkt und sich manifestierender spastischer Hemiparese). Therapie und Modelle. Auch beim Versuch, einzelne therapeutische Interventionen zu validieren, sollten das klinische Bild und das Läsionsmuster berücksichtigt werden. Gleiches gilt für die Betrachtung der so genannten Zerebralparesen als Modell für zerebrale Plastizität und die diesbezüglich zunehmend zum Einsatz kommenden modernen funktionell Bild-gebenden Verfahren.
Abstract
Background. The term 'cerebral palsy' is ill defined and has been applied to a very heterogeneous group of disorders. It should be replaced by description of clinical symptoms and imaging results – which generally reflect pathogenesis.
Etiology. Nevertheless, the etiology is not defined. Hypotheses should be made for each clinically and pathogenetically characterized entity separately.
Therapy and models. Assessment of therapeutical interventions has to take into account the clinical picture and type of lesion – since these are relevant for the spontaneous clinical course. Regarding reorganisation of motor and neuropsychological function in children with early acquired brain damage as a model for the relationship of structure and function exact analysis of lesion in terms of site and size is essential.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Priv.-Doz- Dr. Gerhard Niemann Abteilung Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie, Universitätskinderklinik, Hoppe-Seyler-Straße 1, 72076 Tübingen, E-Mail: gerhard.niemann@med.uni-tuebingen.de
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Niemann, G., Krägeloh-Mann, I. Zur Diskussion um die so genannten Zerebralparesen. Monatsschr Kinderheilkd 150, 1397–1401 (2002). https://doi.org/10.1007/s00112-002-0487-y
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00112-002-0487-y